Dokument 
Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Dritter Band
Entstehung
Seite
281
Einzelbild herunterladen

i *

I . ;iq

I I

DIE WAAGEN- UND GEWICHTE-FABRICATION.

ross ist -die Zahl und mächtig die Bedeutung der Umwälzungen und Errungenschaften, welche auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens während der glorreichen, halbhundert­jährigen Regierungsperiode unseres erhabenen und geliebten Monarchen zu verzeichnen sind. Was sich Jahrhunderte hindurch bis zum Beginne dieser Periode in der Urform bewahrt hatte, existirt heute kaum mehr in der Erinnerung weniger Alter und ist durch Neueres Besseres ersetzt; Dinge, mit deren Herstellung vor 50 Jahren einige wenige Handwerker beschäftigt waren, zählen heute zu- den bedeutendsten Industrie- und allgemeinsten Bedarfsartikeln, und Erfindungen, von welchen man sich vor einem Menschenalter noch nichts träumen Hess, sie bewegen heute die Welt, und Millionen fleissiger Hände sind mit ihrer Ausbeutung beschäftigt, während andere Millionen deren Segnungen gemessen.

Der Historiker, welchem einst die Aufgabe zufallen wird, über das halbe Säculum zu berichten, während dessen mild und weise unser gütiger Kaiser das Scepter über dem schönen Oesterreich führte, wird schreiben: «Es war eine grosse Zeit!»

Und sie war gross, diese Zeit! Gross und von heute auf vielen Gebieten noch nicht ab­sehbarer Bedeutung waren aber auch die Ereignisse nicht allein im staatlichen und gesellschaftlichen Leben der Völker, sondern auch und zuvörderst auf dem Boden der Kunst und Wissenschaft, des Handels und der Industrie.

Ueberall und allerwegen jagten sich in den letzten 50 Jahren und jagen sich heute noch die Entdeckungen und Erfindungen, und fast scheint es, als ob das Wort «Unmöglichkeit» in nicht allzu fernen Tagen als antiquirt aus dem Wortschätze der Menschheit beseitigt werden sollte.

Eine Maassregel von der weittragendsten Bedeutung war die Einführung der metrischen Maasse und Gewichte. Wie mit einem Schlage vereinfachten sich die Verrechnungen im Handel und Verkehre, und man musste nicht mehr Rechenkünstler sein, um feststellen zu können, was die Bruchtheile des Centners einer Waare kosten, deren Pfundpreis 45 Kreuzer Münz betrug. Die bis ins kleinste durch­geführte Theilung durch 10 traf jeder.

Dass diese Umwälzung nicht ohne Einfluss auf die Mess- und Wägeinstrumente und auf deren Erzeugung blieb und bleiben konnte, ist klar.

In erster Linie führte sie zur Herstellung der nach dem ihr von den Erfindern Rolle und Schwilgue zu Grunde gelegten System benannten Decimalwaage. Es war dies damals die einzige transportable und bei genügend präciser Ausführung auch verlässliche Waage zum Verwägen von Lasten, welche

Die Gross-Industrie. III.

36

281