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gelassenen Eisendrähten hergestellten Lei­tungen haben den auf sie gesetzten Er­wartungen ebensowenig entsprochen, als die mit Guttapercha umhüllten, und mit getheerten Hanfe umsponnenen Metall­drähte, die sodann in Schutzblöcke von Mörtel bald einzeln bald zu Kabeln ver­einigt eingelassen waren. Erst in den letz­ten Jahren wurde dieses wichtige Pro­blem endlich auf eine vollkommene und zufriedenstellende Weise von dem franzö­sischen Telegraphen-Inspector Baron ge­löst, dessen unterirdische Kabel von der Fabrik Rattier & Comp, ausgestellt wur­den. Diese Kabel bestehen aus Kupfer­drähten mit mehrfachem Guttapercha- Ueberzuge. Jeder isolirte Draht wird mit theergetränkter Baumwolle übersponnen, dann eine Anzahl bis zu sieben Drähten in ein Kabel verseilt und dieses schliess­lich nochmals mit einer dicken Hülle aus getheertem Hanfe bekleidet. In Paris ist die Mehrzahl der unterirdischen Leitun­gen an den Wölbungen der Kanäle auf­gehängt ; die Kabel sind zum Schutze ge­gen zufällige Beschädigungen mit einer Bleihülle umgeben. Dieselben Kabel wer­den auch von Eisenbahngesellschaften in Tunnelen verwendet. In jenen Fällen, wo die Kabel in cMe Erde gelegt werden müs­sen, werden dieselben durch gusseiserne Röhren (612 Centimeter innerer Durch­messer) gezogen, in welchen von 50 Milli­meter zu 50 Millimeter eine Unterbre­chung von 50 Centimeter Länge zur Un­tersuchung und Ausbesserung der Kabel gelassen wird. Die Unterbrechungsstelle ist mit einem Muffe von 1 Millimeter Länge bedeckt, welcher sich auf den an- stossenden Röhrenenden verschieben lässt und nach beendeter Untersuchung des Kabels wasserdicht aufgekittet wird. Kabel dieser Art (der Preis eines Kilometers be­trägt gegen 3000 Francs) finden in Frank­reich für die Herstellungen von unterir­

dischen Telegraphenleitungen in grösse­ren Städten wie Bordeaux, Marseille, Lyon, Havre, Rouen, Lille etc. ausschliess­lich Anwendung und sind auch in grösse­ren Städten anderer Länder, in Zürich und Kopenhagen etc. in Gebrauch genommen worden.

Machabée in Paris stellte Drähte aus, die mit einem von ihm erfundenen, seiner Zusammensetzung nach geheimgehaltenen Kitte überzogen sind und äusserlich den gewöhnlichen Guttaperchadrähten sehr ähnlich sehen. Der erwähnte Kitt, dessen Preis 180 Francs für 100 Kilogramm be­trägt, soll die doppelte Eigenschaft be­sitzen, mit ihm überzogene Gegenstände (Mauern, Metalle, Holz etc.) vor den Ein­flüssen der Feuchtigkeit zu schützen, und ein jf absoluter ^ Isolator für Telegraphen­drähte zu sein. Auf diese Weise präpa- rirte Drähte sollen zugleich in freier Luft, im Meerwasser, unter Schnee und in ho­hen Kältegraden unveränderlich sein ; doch liegen keine genaueren Erfahrungs­daten über ihre Verwendung als Leitungs­drähte vor.

Léon Delperdange aus Brüssel brachte Muster von Röhren zur Ausstellung, wie solche in Belgien für unterirdische Lei­tungen gebraucht werden. Sie sind aus Schmiedeisen, mit einem 3 / 4 Zoll breiten Schlitz an der oberen Längenseite ver­sehen, durch welche die Kabel in die Röhre gebracht werden können. Sobald dies geschehen, wird ein ^ förmiges Eisen bb (Fig. I, Taf. I) *), welches unten breiter ist als der Schlitz, in diesen geschoben und darauf mittelst drei eisernen Keilen ce, welche durch die Löcher in der oberen Rippe des jq förmigen Eisens gehen, be­festigt. Der Raum ober dem letzteren bis zur Peripherie der Röhre wird mit einem wasserdichten Cernent ausgefüllt, welcher einen vollständigen Verschluss herstellt

*) Taf. I folgt mit der nächsten Nummer.