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zu Laben, um im Falle der Noth schnell Hilfe zu verlangen, den Beistand der Si- cherheitsorgane anzurufen, die Behörde von einem Unfall, welcher sich an diesem oder jenem Punkte der Stadt zugetragen hat, zu verständigen, oder den Ausbruch eines Feuers, den Einsturz irgend eines Objectes und ein anderes Unglück, es sei bereits geschehen oder erst zu befürch­ten, anzuzeigen. Wie vielen Unglücksfäl­len und oft unersetzlichen Verlusten könnte vorgebeugt werden, wenn die Hilfe nicht auf sich warten liesse, und wenn dieselbe vom Orte selbst, wo sie nothwendig ist, verlangt werden könnte.

Dies ist eben der Zweck des von dem österreichischen Ingenieur, Adolf Ritter von Bergmüller, erfundenen Telegraphen. Derselbe wollte eine offenbare Lücke im öffentlichen Sicherheitsdienste ausfüllen, indem er einen Apparat erfand, der jeder­zeit zum Dienste bereit und geeignet ist, bei den leider so häufig vorkommenden Unglücksfällen in stark bevölkerten Städ­ten das Alarmzeichen zu geben.

Die am Marsfelde ausgestellten Ap­parate sind, wie wir bereits erwähnten, im Sockel eines Gascandelabers und an einer Mauerecke angebracht. Eine Thür öffnet sich in dem Sockel, und der Person, wel­che den Telegraphen benützen will, zeigt sich eine Tabelle, welche folgende Signal­aufschriften enthält: Rauchfang- oder Zim­merfeuer , Magazin- oder Kellerfeuer, grosser Brand, Hilfe für Verunglückte, Passage-Hemmung, Hauseinsturz, Ueber- schwemmung, Rettungs-Apparate, Appell der Mannschaften, neue Hilfe oder Ver­stärkung u. s. f.

Diese Anzeigen können je nach den localen Bedürfnissen, für welche Vor­sorge getroffen werden soll, vermehrt oder abgeändert werden. Einer der sinn­reichsten Mechanismen gestattet in der That die Vorbereitung einer Menge von Zei­

chen-Combinationen, wozu der Schlüssel der Centralstation, wo die Depesche em­pfangen werden soll, gegeben ist.

Neben jedem Signal befindet sich ein Knopf oder eine Taste. Es genügt auf eine Taste zu drücken, um die Centralstation sofort von den Vorgängen zu benachrich­tigen und von dort die verlangte Hilfe zu erhalten.

Es gibt Niemanden , der in dieser Hinsicht nicht fähig wäre, sich des Berg- müllerschen Telegraphen im Momente zu bedienen.

Man weiss in der Centralstation ohne weitere Correspondenz, von wo die De­pesche abging, und wohin Mannschaft oder sonstige Hilfe zu entsenden ist; denn zur selben Zeit, als der Apparat in Folge des Drückens auf eine Taste das neben derselben stehende Signal telegraphirt, wird die Platznummer des telegraphiren- den Apparates im Centrale sichtbar, und zeigt die genaue Lage der Aufgabesta­tion an.

Es kann nicht geschehen, dass Depe­schen, welche von zwei oder mehreren verschiedenen Punkten an die Centralsta­tion zu gleicher Zeit telegraphirt werden, sich kreuzen oder verwirren; denn der Te­legraph verweigert sogleich die Thätig- keit, wenn die Linie nicht frei ist; man muss dann warten, bis die angefangene Depesche fertig telegraphirt ist. Sobald diese telegraphische Correspondenz been­det ist, fängt der gesperrt gewesene Ap­parat von selbst an zu telegraphiren.

Die Tragweite dieser Einrichtung ist einleuchtend.

Eine im Apparat angebrachte Glocke benachrichtigt überdies durch einen Glo­ckenschlag den Aufgeber von dem richti­gen Anlangen seiner Anzeige in der Cen­tralstation. Ein Irrthum ist unmöglich.

An der inneren Seite der Thüre zu diesen Apparaten befindet sich eine sehr