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November 1866 herrschender Nordnord­weststurm in ganz Norddeutschland an­richtete. Der Betrieb war auf einzelnen Strecken tagelang unterbrochen und die Wiederherstellung der Leitungen dauerte theilweise bis zum 8. Dezember. Be­sonders nachtheilige Wirkungen wurden dabei durch die Eisenbahnzüge hervor­gebracht, welche in die umgestürzten, mit den Drähten auf dem Bahnplanum liegenden Stangen hineinfuhren, sich darin verwickelten und auf diese Weise ganze Strecken durch Umreissen der Stangen, Zerreissen der Drähte u. s. w. demolirten. Dass umgekehrt die Züge auf solche Weise in grosse Gefahr kommen können, liegt auf der Hand.

Besonders hart wurden die von Osten nach Westen führenden Linien betroffen. Abgesehen von den zahllosen Verschlin­gungen und Drahtbrüchen, von den Hun­derten zertrümmerten Isolatoren, wurden beispielsweise auf den in der 'jetzigen Preussischen Provinz Hessen-Cassel und den Thüringischen Staaten vorhandenen Telegraphenlinien 342 Stangen umge­stürzt. Auf der Strecke B erli n Min­den und deren Nebenlinien wurden 321 Stangen umgebrochen, 65 Stangen umge­drückt. Die Leitungen, welche mit einer 2 Zoll starken Eiskruste überzogen waren, hatten ungemein gelitten.

Speziell war die Linie Berlin-Ham­burg stark beschädigt worden. Man zählte auf derselben 85 abgebrochene und 550 ganz schiefgedrückte Stangen.

Auf den von Berlin in östlicher Richtung ausgehenden und demnächst östlich resp. südöstlich weiter geführten Linien wurden 93 Stangen umgebrochen und 237 Stangen umgedrückt.

Zu bemerken ist dabei, dass die ge­brochenen, am Stammende 9 bis 10 Zoll starken Stangen durchweg aus gesundem kernhaftem Holze bestanden und auf un­

gefähr i/ 5 ihrer Länge in die Erde ge­setzt waren. Der Abbruch war in den meisten Fällen 1 bis 2 Fuss über dem Erd­boden erfolgt. Aehnliche Fälle wieder­holen sich jährlich in allen Ländern.

Empfindlicher als die Kosten, welche die Wiederherstellung der zerstörten Lei­tungen beansprucht, sind die Nachtheile, welche die oft tagelange Unterbrechung des Betriebes mit sich führt. Die tele­graphische Korrespondenz häuft sich auf den Stationen an oder muss durch Ver­mittlung der Post befördert werden. Immer aber sind Verzögerungen unver­meidlich und immer geben sie dem korre- spondirenden Publikum von Neuem Anlass zu vielfachen, gerechtfertigten Klagen.

In Zeiten grosser Ereignisse können dergleichen Betriebsstörungen von Nach­theilen für das Individuum und für die Staaten begleitet sein, die sich aller Be­rechnung entziehen.

Von wichtigem Einfluss ist der jähr­lich sich steigernde telegraphische Ver­kehr. Ihm entsprechend muss auf einer bestimmten Strecke die Zahl der Leitun­gen vermehrt werden. Diese Vermehrung erreicht jedoch ihre Grenze, da ein Ge­stänge dessen Höhe über dem Erd­boden selbstredend nicht vergrössert werden kann nur eine gewisse Zahl von Leitungen zu tragen vermag, ganz abgesehen davon, dass mit dem Wachsen dieser Zahl auch der unheilvolle Einfluss der Atmosphärilien in zunehmendem Ver- hältniss sich steigert. Es bleibt daher nur übrig, eine zweite etc. Stangenreihe anzulegen. Dazu würde sich wohl bei Eisenbahnen der Platz finden , indem z. B. auf jeder Seite des Bahnplanums eine Stangenreihe placirt wird, weniger jedoch auf Chausseen, wo überdem die Bäume schon einer Stangenreihe hinder­lich werden und die für das Ausschnei­den der Baumzweige an die Eigenthümer