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hübsche Bibliothek, die aus guten Erziehungswerken und belletristischer Literatur besteht und jeden Dienstag von 5—7 Uhr benützt und ausgeliehen werden kann. Der Bund strebt ein Mittelstands-Kinderheim an,das er sobald es die Mittel gestatten, eröffnen will. Es ist für diejenigen Kinder gedacht, deren Mütter beruflich tätig sind und die hier eine Heimstätte, Pflege und Erziehung finden sollen.
Die Seele des Bundes ist Frau Lia Lazansky, eine geborene Pädagogin, ln Frau Karoline v. Niebauer hat der Bund im zweiten Jahre seines Bestandes eine den Aufgaben des Bundes vollstes Verständnis entgegenbringende Vorsitzende gewonnen. Es ist überraschend, welch rege Tätigkeit der Bund im Laufe eines Jahres entfaltet hat und wir können dem jungen Unternehmen nur Glück wünschen auf seinem weiteren Wege. Die von Frau Lazansky redigierte Zeitschrift „Die Frau und Mutter“ können wir allen Müttern bestens empfehlen.
Die „Zentralstelle für weibliche Berufsberatung“ hat am 2. März 1918 ihren Bericht erstattet, dem wir entnehmen, daß sie sich in zufriedenstellendster Weise entwickelt. Die Anzahl der Parteien hat zugenommen und auch schriftliche Anfragen von auswärts fanden Beantwortung. Die Mehrzahl der Mädchen stand in dem Alter von 14—16 Jahren und waren absolvierte Bürgerschiilerinnen. Die Berufe, denen sie sich zuwendeo, sind Hauswirtschaft, niedere Handelsschulen, Landwirtschaftlicher Gartenbau, Kindergarten und Kinderpflege. Viele Lehrstellen wurden vernf was heute wegen Lösung der K > und Quartierfrage keineswegs leicht war. Viele junge Mädchen können ihrer Fachausbildung nur dann nachgehen, wenn sie nebenbei einen Verdienst oder eine Stelle finden um die Mittel fürihrFortkommen aufzubringen.
Um ihnen entgegenzukommen hat sich der Verein auch mit Arbeitsvermittlung beschäftigt. Als Ergebnis der im Parteienverkehr gewonnenen Eindrücke, regt die Vereinsleitung die Schaffung von „Freien Bürgerschulen“ an, Abendkurse, die gegen geringes Entgelt auch Menschen in reiferen Jahren die Möglichkeit bieten würden, den Bildungsstoff der Bürgerschule nachzuholen um ihnen bessere Grundlagen für das berufliche Fortkommen zu schaffen. Uns will der Vorschlag sehr beherzigensweit erscheinen. Sehr dankenswert ist der Beginn der Anlage der Kartothek, die nach Art der fortlaufenden Bibliographie alle neuen, für die weibliche Berufsberatung wichtigen Nachrichten, Aufsätze und Bücher verzeichnen soll.
Die Herausgabe eines Merkblattes, das lebhaften Absatz fand und die Veranstaltung einer Tagung für die „Berufsinteressen der Frau“, die einen glänzenden Verlauf nahm, wurden an dieser Stelle schon besprochen.
Der Verband hat seinen Wirkungskreis erweitert und seine Aufgaben vertieft. Die Vereinsleitung ist in Verbindung mit der Amtsvorstehung des städtischen Arbeiter-Fürsorgeamtes getreten, welches seiner gewerblichen Abteilung eine Berufsberatung s- und Berufsfürsorgestelle angegliedert hat, mit deren Führung es die „Zentralstelle für weibliche Berufsberatung“ und den „Katholischen Wohltätigkeitsverband“ betraut hat. Im Einvernehmen mit den zuständigen Ministerien w-erden Kurse fürArbeits- nachweisbeamtinnen geschaffen und diese Mädchen auch für vier Wochen auf eine Studienreise nach Berlin -gesandt.
Die Vorsitzende, Frau Olly Schwarz, hat den Verband ein tüchtiges Stück vorwärts gebracht.
Der Verband hat seinen Sitz von nun I., Salvatorgasse 10.
Herausgeber der „Bund österreichischer Frauenvereine“.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Frau Daisy Minor, III., Hauptstraße 136 Zahlstelle: Wien, 111., Lagergasse 1. Frau Emilie Hainisch.
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Alfred Raftl, Wien, II., Kursbauergaste l