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Mitte zwei Männer zu entsenden, welche durch eine Reise in Deutschland die erforderliche Personalkenntniß schöpfen sollten. Die beiden zu diesem Zwecke erwählten Gemeinderäthe, Regierungs­rath vr. Ficker und Dr. Kolatschek, erledigten die ihnen gestellte Aufgabe im Monat Februar 1868. Sie besuchten Dresden, Leipzig, Gotha, Hildesheim, Celle, Frankfurt a. M., Heidelberg, Stuttgart, Trier, Carlsruhe, München u. s. w., und erstatteten Anfang März 1868 in vertraulicher Sitzung des Gemeinderathes Bericht über die gemachten Wahrnehmungen. In Folge dessen wurde am 10. März 1868 der Verfasser vorliegenden Berichtes zum Director des Pädagogiums gewählt und zwar, wie es in der mir vom Bürgermeister Dr. Zelinka gemachten Mittheilung heißt,mit einer an Stimmeneinhelligkeit grenzenden Majorität" (nur die beiden Gemeinderäthe Gätsch er und Fuchs hatten nicht zugestimmt). Ich nahm die Wahl an und unterzeichnete am 8. April auf dem Wiener Rathhause nebst dem Bürgermeister Dr. Zelinka und einigen Gemeinderäthen den Dienstvertrag.

Erhebliche Schwierigkeiten machte die Gewinnung des Haupt­lehrers. Derselbe sollte, seiner Stellung entsprechend, ein tüchtiger Schulpraktiker sein und doch auch wissenschaftliche Bildung be­sitzen. Ueberdies aber erschien es als zweckmäßig, auf einen Ka­tholiken zu reflectiren und zwar aus folgenden Gründen. Hätte der Gemeinderath zu einem nichtkatholischen Director auch noch einen nichtkatholischen Hauptlehrer gewählt, so hätte dies leicht als eine Demonstration gegen die katholische Kirche gedeutet werden können. Ferner sollte der Hauptlehrer speciell in der Uebungs­schule beschäftigt werden, und hierbei fiel allerdings die Confession in's Gewicht, da zu jener Zeit die österreichischen Schulen noch einen konfessionellen Charakter hatten (derselbe ist erst durch die Gesetzgebung von 1869 aufgehoben worden). Ich selbst habe mich, eben aus diesen Gründen, für die Wahl eines katholischen Hauptlehrers ausgesprochen, trotzdem mir von kompetenter Seite aus Wien geschrieben wurde:Die Pfaffenpartei rechnet darauf, Sie durch den katholischen Collegen im Schach zu halten und zu