Die Retouche von Vergrösserungen.
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trägt diese Lösung mittels eines Schwämmchens auf den trocknen Druckauf. In letzterem Falle ist ein Aufspannen des Druckes, wie dies beimZeichenpapier üblich ist, nothwendig, um ein Werfen des Papieres zu ver-hindern; oder man kann nach Croughton 1 ) das Papier auf einen mitMusselin überzogenen Spannrahmen aufziehen. Würde man die Härtungmit Alaun unterlassen, so wäre das Uebermalen schwierig, die Gelatine-Schichte würde die Farben rasch aufsaugen, so dass weder ein Abtonennoch ein Auf hellen des Auftrages möglich wäre. Man liefe überdiesGefahr, die aufgeweichte Gelatineschichte bei wiederholter Bearbeitung zuverletzen. Der gleichen Behandlung werden Platindrucke 2 ) unterzogen,da bei diesen in Folge des Salzsäure-Bades die ursprüngliche Leimungdes Papieres gelockert ist und daher unter Umständen die aufgetragenenFarben fliessen.
C. Allgemeine Regeln.
Mit Rücksicht auf die Grösse des Bildes, namentlich bei lebensgrossenVergrösserungen, wird man erklärlich finden, dass das Porträt, nur voneiner grösseren Entfernung besehen, die richtig künstlerische Gesammtwirkunghervorbringen kann, demnach soll der Retoucheur, eingedenk dieses Grund-satzes, sich nicht zu sehr in kleinliche Details einlassen, sondern vielmehreine Massenwirkung hervorzubringen trachten. Um dies mit nachhaltigemErfolge durchzuführen, wird es unbedingt nothwendig sein, dass der Be-treffende nicht nur die Arbeit von einer gewissen Entfernung vornimmt,sondern diesbezüglich öfter auf grössere Distanzen, etwa von mindestens4 Metern, sich begebe, um von dort aus die fortschreitende Ausführungdes Bildes zu kontroliren. Das gänzliche Fertigretouchiren einzelnerTheile des Porträts ist verwerflich; diese Methode führt gewöhnlich zuIrrthümern. Die Ausführung muss daher successive in allen Theilen gleich-mässig fortschreitend erfolgen; auf diese Art ist der Retoucheur stets inder Lage, alle etwa für die vortheilhafte Wirkung des Porträts schädlichenFehler zu verbessern, wenn nicht ganz zu entfernen.
Damit ein Porträt allen Anforderungen der Kunst entspreche, gilt esals Hauptregel, dass das ganze Schwergewicht auf das Porträt selbst,
*) Croughton, Ausgeführte Drucke auf Bromsilbergelatine-Papier, Oktober, Archiv1887, pag. 289.
2 ) Pizzighelli-Hübl, „Die Platinotypie“. Verlag von W. Knapp in Halle a. S.