Die negative Porträt-Retouehe.
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in der Sonne kopirt werden können, ohne Gefahr zu laufen, dass die Lack-schichte von der Sonne aufgezogen werden, wodurch störende Flecken ver-mieden werden; dann hat diese Methode den Vortheil, dass die matteSchichte keinen Klebestoff besitzt, was eben beim Mattole'in der Fall ist,wodurch bei der Copirung Staubtheile und oft allerlei Schmutz an derSchichte anhaften und so eine langwierige Positiv-Retouche unvermeidlichwird. Für die Retouehe selbst benutzt man Bleistifte feinerer Sorte; selbesollen weder zu hart noch zu weich sein, Faber Hartmuth No. 3 und 4oder sibirischer Graphit sind die geeignetsten. Zur Vermeidung des fort-währenden Schnitzeins, benutze man die sogenannten Künstlerstifte, zumSpitzen derselben verwende man gegossenen Bimsstein.
In den meisten Fällen wird der Bleistift zur vollständigen Durchführungder Retouehe genügen, nur in selteneren Fällen wird man zu Pinsel undFarbe seine Zuflucht nehmen müssen, letzteres soll man möglichst zu ver-meiden trachten, da die Retouehe selbst bei der besten Uebung mit demPinsel nicht jene Gleichmässigkeit im Korn zulässt, die man mit dem Blei-stifte hervorbringen kann. Die Farbe, die dem Colorit des Negativs ambesten entspricht, ist die chinesische Tusche, man kann aber jede Natur-farbe, mit Ausnahme der Deckfarbe, ebenfalls mit Vortheil verwenden.Die beste Methode des Retouchirens ist die Strich-Manier, selbe ermöglichtein gleichmässiges Korn und man gelangt damit rascher zum erwünschtenZiele. Als allgemeine Regel dient, dass, je kleiner der Kopf, desto feinerdie Retouehe sein muss.
Die Korn-Retouehe ist jeder anderen vorzuziehen, jedoch nur beigrösseren oder ganz grossen Köpfen anzuwenden, bei kleineren oder beiganz kleinen, z. B. bei einem Kniebild oder bei ganzer Figur, Visit-Format,würde eine derartige Retouehe dem Bilde ein grobes Aussehen verleihen,was man thunliehst vermeiden soll. Ein regelmässigeres Korn lässt sicherzielen, indem man an den durchsichtigeren Stellen der Matrize, alsodort, wo eine Unruhe wahrnehmbar ist, mit feinen kurzen Strichen, diemöglichst nach allen Richtungen geführt werden, ausgleicht, wobei es vonVortheil ist, die Matrize häufig zu drehen. Die Führung des Bleistiftessoll eine leichte sein. Die Kraft des Druckes wird durch das Gefühl dereigenen Hand bestimmt. Um sich von der Gleichmässigkeit des Korneszu überzeugen, muss man durch die matte Scheibe des Retouchirpultes dieMatrize von einer gewissen Entfernung beobachten; daraus folgt, dass
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