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Die negative Porträt -Retouche.
man mit dem Auge nicht zu nahe an die Matrize treten soll, da dies zurTäuschung führt. Das Ausgleichen einer Matrize kann man sich imübrigen bei einiger Uebung bald aneignen; man beginne links oben, gleichtdie Stirne, dann successive die Wangen, Nase, Kinn und zum Schluss denHals aus.
C. Die Retouclie des Kopfes.
Jeder Kopf hat seine besondere Charakteristik, welche selbst bei durch-geführter Ketouche nicht im mindesten alterirt werden darf; ein kleinerFehlgriff ist oft genügend, um die Aehnlichkeit des Porträts total zu ver-nichten. Es ist daher rathsam, nur jene Stellen des Kopfes zu retouchiren,an denen dies unbedingt nothwendig ist. Das Ueberschütten des Kopfesmit einem Meer von Strichen ist nicht nur zeitraubend, sondern führt ge-wöhnlich zu den oben angeführten Fehlern, ist daher gänzlich verwerflich.Erfahrungsgemäss wissen wir, dass jeder Mensch mehr oder weniger einengewissen Grad von Eitelkeit besitzt, besonders kommt diese Eigenschaftbei der Damenwelt in erhöhtem Masse zur Erscheinung; diesem Umstandesoll, namentlich mit Rücksicht des geschäftlichen Verkehrs bei einemFachphotographen Rechnung getragen werden. Um dies zu erreichen istes insbesondere Aufgabe des Retoucheurs, abgesehen von der Voraussetzung,dass bei der Aufnahme der Operateur die günstigste Seite des Objectesveranschaulichte, das Porträt so günstig als möglich zu retouchiren, ohnedass hierbei im mindesten die Aehnlichkeit verloren gehe. Es müssendaher bei jedem Kopf alle Züge in einem veredelten, gemilderten Zustandevorhanden sein, eine Regel, die sich jeder Retoucheur besonders vor Augenhalten soll. Das Verschönern eines Porträts darf aber anderseits auchnicht zu weit getrieben werden, sonst möchte die Photographie in Bezugauf Alter nicht mehr dem Originale entsprechen. Diesen Umstand sollder Retoucheur besonders berücksichtigen, um das Richtige zu treffen;das weder zu viel noch zu wenig, ist keine so leichte Aufgabe, dazu ge-hört künstlerischer Sinn und namentlich viel Erfahrung. Alle diese an-geführten Vorzüge sind noch nicht genügend, damit das Porträt allenAnforderungen der Kunst entspreche; letzteres wird erst dann erreicht,wenn die Photographie eine kunstgerechte Plastik vorweist, das heisst ver-körpert einer gemeiselten Marmorbüste ähnlich, mit allen Nuancen derSchattirung vom höchsten Lichte bis zum tiefsten Schatten sich dem Be-