5

ten, oder werden sie endlich nach Erwerbung gehöriger Fachkenntnisse Ver­wendung in den verschiedenen Fabrikszweigen suchen. In manchen der genannten Zweigen, werden Viele sagen, wirken Frauen ohnedieß schon.

Ja, geehrte Frauen, sie wirken, aber wie wirken sie? Als Taglöh- ncr, als Handlanger!

Es gilt aber eben den Frauen durch guten, gründlichen Unterricht eine anders geartete Wirksamkeit zu verschaffen. Es wäre unrichtig, wollte ich behaupten, das weibliche Geschlecht fände heute nicht die Gelegen­heit, für seinen dürftigsten Unterhalt zu sorgen, denn in der That finden Mädchen beinahe immer Unterhalt, wenn sie in Familien und Fabriken um geringen Lohn niedere Dienste ansuchen.

Aber, geehrte Anwesende, ich frage Sie, strebt eine Mutter aus dem Mittelstände es an, die Tochter in solcher Weise beschäftigt zu sehen, glau­ben Sie, daß ein Vater aus dem Bürgerstande, aus dem Beamtenstande ruhig die Augen schließt, wenn er für die Tochter keine andere als eine solche Zukunft sieht! Läßt ein Vater sein Kind um solchen Lohn aus seinem Hause, ehe die größte Noth zwingt?

Die Stellung und der Lohn, das sind zwei Bedingungen, die sich wesentlich anders gestalten müssen, ehe die Frauen aus besseren Familien sich einem selbstständigen Erwerbe widmen können. Aber Stellung und Lohn hängen in unserer modernen Gesellschaft wesentlich von der Intelli­genz des Individuums, von seinen geistigen Fähigkeiten ab, und diese wieder werden durch gute Schulung geweckt, gepflegt und erweitert. Lassen Sie mich einen Augenblick bei dem, was wir Stellung nennen, verweilen. Es mag der Werth, den die Gesellschaft darauf legt, überhaupt ein unbe­gründeter sein, diese Untersuchung würde uns aber weit abführen, und es genügt, wenn wir die Thatsache konstatiren, daß sie ihn anerkennt. Jedes Ding, das aber die Gesellschaft zu einem Werthe macht, wird von dem Einzelnen angestrebt und demnach auch eine Stellung im Leben, die deßhalb nicht zu den fiktiven und überlebten Werthen gehört, weil sie wirklich Einfluß und Ansehen mit sich bringt.

Sehen wir jedoch zu, wie Frauen aus dem Mittelstände sich in ihren Kreisen eine Stellung verschaffen können, so finden wir immer nur den einen Ausweg für sie, nämlich den, daß sie sich verheiraten. Die Erwerbszweige nämlich, welche ihnen bei ihren geringen Kenntnissen offen stehen, würden sie in der Gesellschaft weit unter ihre männlichen und nicht arbeitenden weiblichen Verwandten und Bekannten stellen. Und das möchte ich stark hervorgehoben haben, denn meiner Ansicht nach, liegt hier der Kernpunkt der Frage. Man will, wie begreiflich, aus dem Kreise der Standesgenossen nicht treten, auch die Möglichkeit einer Partie aus der-