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und doch sind diese Mütter grausam genug, ihre Töchter zur Unwissen­heit, das heißt zu ewiger Abhängigkeit zu verdammen! Diese Mütter sind aber nur grausam, weil ein Vorurtheil sie besangen hält, suchen wir dieses Vorurtheil zu bannen, und die mütterliche Liebe wird auch das Glück vieler Töchter gründen. Wir werden dann manche Väter nicht mehr mit Bedauern auf ihre begabten Töchter, als aus brach liegende Kräfte blicken sehen, und wir werden auch nicht mehr den Ausspruch hören: Schade, daß es kein Knabe ist."

Ich habe mich bemüht, zu begründen, warum ich ein Realgymnasium für Mädchen beantrage, und komme nun zum zweiten Theile meiner Aufgabe, zur Vertheidigung des höheren Unterrichtes für Mädchen und der freien Arbeit der Frauen gegen die geläufigsten Einwände.

Ich glaube im ersten Theile meiner Ansprache gekennzeichnet zu haben, daß es mir nicht um die äußerste Frauen-Emancipation zu thun ist, ich will diesen Gegenstand jedoch hier noch kurz berühren.

Ich gestehe, daß ich das Wort Emancipation stets ungerne für meine Sache angewendet sehe, da sich mit diesem Worte gewöhnlich Ideen verbinden, welche ich nicht hege. Nach dem, was ich über die geringe Ausbildung der Frauen gesprochen habe, wird man mir nicht zumuthen, daß ich heute an ein politisches Wirken derselben denke, man wird mir ferner auch nicht zumuthen, daß ich als Oesterreicherin zu allen übrigen Fragen noch eine politische Frauenfrage auf die Tagesordnung setzen möchte. Gleichzeitig möchte ich aber darthun, daß ich mit den sogenannten emancipirten Damen nichts gemein habe, mit Damen, welche es sich zur Lebensaufgabe machen, die Luxusgewohnheiten der Herren nachzuahmen, oder gar das Streben haben, es diesen darin zuvorzuthun.

Ich möchte die Frauen nur durch ihre Arbeit Selbstständigkeit und einen befriedigenden Wirkungskreis erringen sehen.

Einen Wirkungskreis, meinen Viele, hätten Frauen ohnedies schon, und es wäre schädlich, sie von dem Beruf, Gattinnen und Mütter zu sein, abzuhalten.

Nun, ich weiß das Familienleben gebildeter, liebender Frauen zu schätzen, ich weiß, daß es für ein Weib keine höhere Aufgabe geben kann, als an der Seite eines geliebten Mannes zu leben, seine Freundin zu sein, seine Leiden zu theilen, seine Freuden zu erhöhen, Kinder ihr eigen zu nennen und all' die Tausend Seligkeiten des Mutterseins zu empfinden. Ja, ich weiß, daß es für ein Weib ein Herrliches ist, in all' seinem Thun und Handeln von dem Gefühle getragen zu sein, daß es, obgleich Glück und Liebe empfangend, doch noch mehr davon gibt. Nicht wahr, geehrte Frauen, wir Alle erkennen in einem solchen Wirken das Ideal weiblichen