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ist ihrem Manne eine geschäftliche Nothwendigkeit. Bei gewerblichem Be­trieb ist der Aufwand von Directoren und Comptoiristen, wie ihn die großen Fabriks- und Handelsunternehmungen haben, eine Unmöglichkeit. ^

Der Gewerbsmann bedarf jedoch eines Compagnons, der den Verkauf leitet, und dieser ist ihm am besten in der Frau geboten. Indem er heiratet, gründet er sich eine Familie, er kann diese Familie aber nur gründen, sofern ihm die geschäftliche Theilnahme seiner Frau gesichert ist. Diese Frauen arbeiten oft angestrengt in den Geschäften ihrer Männer, und ich ,

wüßte nicht, daß ihre Hauswesen und Kinder so sehr darunter litten, daß sie wesentlich hinter den Hauswesen zurückständen, wo die Frauen sich nur der Familie widmen. Ich weiß aber, daß, wenn selbst da oder dort an der Erziehung der Kinder etwas vernachlässigt würde, die Gesellschaft doch gewiß den Vortheil erfährt, daß die Ehen dieser Staatsbürger eine geschätzte, gepflegte, eheliche Generation erzeugen, während die pecuniäre Unmöglichkeit des Eheschließens die Gesellschaft stets entweder an unglück­lichen Namenlosen bereichern oder nützlicher Staatsbürger berauben muß.

Viele gewerbetreibende Witwen endlich liefern den Beweis, daß sie in Werkstätte und Kinderstube gleich gut zu regieren verstehen.

Sie sehen, wie gerade die Frauen aus dem Gewerbestande das Streben unseres Vereines begründen, und wie sich aus der Thätigkeit dieser Frauen schließen läßt, daß auch die Thätigkeit der Frauen aus den sogenannten höheren Ständen segenbringend würde, wenn diese Frauen erst durch höhere Kenntnisse die Fähigkeit besäßen, an den Geschäften ihrer Väter und Männer theilzunehmen, selbstständig Geschäfte ihrer Kreise zu betreiben oder Berufe auszuüben. So ist es aber heute nicht, es gilt viel­mehr für den Mann als Ehrenpunkt, daß seine Frau und Töchter nur verzehren, was er erwirbt. Unter diesen an den Orient etwas erinnernden Verhältnissen werden nun die Mädchen aus den wohlhabenden Ständen erzogen, und die Frauen aus diesen Kreisen gehören der häuslichen Thätigkeit ganz allein an.

Die Mädchen gehören den Familien an, wo die häusliche Arbeit ohne empfindlichen Mehraufwand von gemietheten Leuten vollbracht wird, ihnen bleibt also nur die Sorge für ihre Toilette und Pflege der Talente als Beschäftigung. Heiratet ein Mädchen früh, so hat es von der Schule bis zur Ehe nur einige Jahre auszufüllen. Unterstützt von dem Reiz, welchen Bälle, Theater und Gesellschaften gewähren, genügt für diese kurze Zeit das Beschäftigen mit Musik, Sprachen, Toilette, ohne das Gefühl besonderer Leere in dem Herzen des Mädchens aufkommen zu lassen. Und das um so mehr, da gewöhnlich in diese Zeit der erste geträumte kleine Roman fällt. Gehört das Mädchen jedoch zu denen, welche nicht nur