13

Mann geeignet ist, sie dauernd zu fesseln. Heute ist unseren Mädchen eine solche Prüfung gar nicht geboten, Mann und Frau kennen sich oft kaum, da sie die Ehe schließen, indem man den socialen Verkehr der Geschlechter möglichst beschränkt; ich fürchte daher auch, daß die Reinheit unserer Mädchen manches von der Natur der Treibhauspflanzen an sich hat, da es sonst bei der sittlichen Schönheit derselben ganz unerklärlich wäre, wie doch zuweilen Unschönes an den Frauen vorkomnien kann.

Ich glaube nun, dargethan zu haben:

1. daß von einem höheren Standpunkte aus betrachtet, das Men­schen recht, vom Standpunkte des augenblicklichen Bedürfnisses aber die größere Schwierigkeit des Eheschließens selbstständige Frauenarbeit fordert, und die Gesellschaft, wenn sie ihrer sittlichen und beglückenden Mission eingedenk ist, diese Forderung nicht iguoriren darf, sondern unterstützen muß, zumal in einer Zeit, wo die Maschine so entschieden zur Herrschaft gelangt und 1000 Frauenhände verdrängt;

2. daß die heute in den Geschäften ihrer Gatten arbeitenden Frauen ihre Familien nicht wesentlich vernachlässigen;

3. daß viele Mädchen ihre Kräfte der Arbeit widmen, und darin Befriedigung und Lebenszweck finden könnten;

4. daß gerade die nicht arbeitenden Frauen der höheren Stände ihre Kinder Fremden überlassen;

5. daß die Sittlichkeit, welche möglicher Weise an einzelnen Mäd­chen verloren ginge, durch die sittlicheren Ehen im Allgemeinen jedenfalls wieder gewonnen würde. Dabei möchte ich noch hervorheben, daß geistige Fähigkeiten die Frau nicht störrisch und herrisch machen. Der Denkende beugt sich vor dem Gesetz, weil er dessen Nothwendigkeit erkennt, und die denkende Frau fügt sich in den Willen des Mannes, weil sie den Werth der häuslichen Eintracht kennt.

Mir bleibt nur noch die Furcht vor unserer Concurrenz zu besprechen. Daß sie existirt, könnte uns stolz machen, existirte sie nicht blos unter solchen Männern, welche Concurrenz überhaupt schwer aushalten. Vätcr und Gatten können überdies bei näherer Ueberlegung für sich in der Arbeit der Frauen keinen pecuniären Nachtheil sehen, da ja auch ihre Frauen und Töchter dann verdienen werden. Es könnte sich daher nur der einzeln stehende Mann dadurch benachtheiligt sehen.

Aber, geehrte Frauen, wenn unsere Arbeit auch wirklich den schwäche­ren Männern Schaden brächte, welches Recht hat denn die Gesellschaft, daß sie den Mann auf Kosten des Weibes begünstigt? Man lasse uns in die Schranken mit der Männerwelt treten! Ein Vorurtheil vcr-