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l>r. Ferdinand Stamm.

und befehigt daran Vorhänge, welche an beiden Seiten über den Wiegenkorb herabhängen.

Diefe Wiegen, broncirt oder vergoldet, find fehr fchon, fie find auch feh. fchaukeln fanft und angenehm und haben die anderen Vorzüge der eifernen Bett­hätten, nur muffen fie gut ausgepolhert und der Rand mufs mit einem weichen Stoff überzogen fein, damit das Kind nicht das kalte Metall berühre. In der Aus­heilung konnte man in der englischen und öflerreichifchen Abtheilung mehrere fehr fchon und zweckmäfsig eingerichtete Eifenwiegen fehen.

Kant fagt irgendwo in feinen Schriften: Das Bett ist das Neh vieler Krankheiten. Diefer Ausfpruch, den alle Aerzte behätigen, gilt vorzugsweife von den Kindern in den elften Lebensjahren, wo fie die meihe Zeit liegen und bei der Weichheit und Zartheit ihrer Glieder durch ein fchlechtes Lager, wie durch ein fehlerhaftes Liegen leicht verkrüppeln oder fonst Schaden nehmen können.

Wie fo 11 e n die K i n d e r 1 i e g e n ? Das ift eine wichtige Frage, und das Comité für den Kinderpavillon benützte die Gelegenheit der Ausheilung, welche Taufende Eltern befuchen würden, um eine richtige Antwort darauf zu geben.

Das Comité glaubte diefe Antwort am deutlichhen und eindringlichhen durch plahifche Darhellungen vor Augen zu legen. Es wurden in dem Kinder­pavillon Statuetten aus Gyps nach den Angaben des Direclors Herrn Dr. v. Weil, von Brofeffor Taffara modellirt, ausgehellt: ein Kind, wie es zweckmäfsig liegt, auf dem Rücken, wagerecht, den Kopf durch einen Polher etwas gehoben, die Eiifse gerade, die Anne gleichfalls neben dem I,eib abwärts ausgehreckt ; daneben sah man das Bild eines Kindes in fehlerhafter, ungefunder Lage : auf die eine Seite gewendet, den Oberleib auf mehrere Polher gehoben, das Rückgrat gekrümmt, die Arme unter den Kopf geheckt, fo dafs die Lunge beim Athmen sich nicht frei ausdehnen kann, der Blutumlauf gehemmt ih, der Rücken gekrümmt und alle Glieder verschoben find.

Man fieht diefe beiden Kinder nebeneinander liegen, das eine blühend, lächelnd in gefundem Schlafe, das andere verdriefslich wie von fchweren Träumen und Alpdrücken geänghigt und erkennt mit einem Blicke die Lage des einen für muhergiltig, die des anderen für abschreckend.

Eltern handen mit ihren Kindern vor den beiden Statuetten und riefen den Kindern zu : So mufst Du dich legen, ausgehreckt wie diefes, und ja nicht zufannnengekriinnnt wie das andere!

Es ih zu hoffen, dafs der Eindruck diefer Darheilung von Taufenden dauernd aufgenommen wird, und dafs die Eltern auch daheim den Kindern zurufen werden :Wie das Muherkind im Pavillon auf dem Rücken und gerade follh Du liegen, nicht auf der Seite verfchoben und gekrümmt!

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III. Der Kinderfeffel, Kindertifch und anderes Zimmergeräthe.

Ungefähr im vierten Monate feines Lebens ih das Rückgrat des Kindes fo feh geworden, dafs es aufrecht fitzen kann. Die Mutter bringt es jetzt von dem Arme und richtet ihm die Polher im Bettchen oder auch in einem Kinderfeffel, dafs es allfeitig angelehnt und gehiitzt fitze. Der Kinderfeffel, auf welchem das Kind von da ab sehr viel Zeit verbringt, wird wieder zu einem für die gefunde Pintwicklung fehr wichtigen Geräthe.

Wie f o 11 e n die Kinder fitzen?

Auch diefe Frage glaubte das Comité durch eine plahifche Darheilung am deutlichhen zu beantworten.

Ein zweites Paar Statuetten von Profeffor Taffara nach den Angaben des Dr. Heinrich v. Weil zeigt hier ein Kind auf einem Stuhle am Tifclie fitzend in gerader zweckmäfsiger Haltung, frei und kräftig, geihig geweckt und entfehieden Selbhhändigkeit verrathend, daneben ein anderes Kind, gleichfalls auf einem Seffel am Tifche fitzend, aber hockend, den einen Fufs aufgezogen, den Kopf faul und