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llr. Ferdinand Stamm.

Diefc Spielwaaren geflatteten einen intereffanten Vergleich mit den in Deutfchland gebräuchlichen. Noch anziehender war der Vergleich mit den Kinder-Spielwaaren, welche die Chinefen und die Japanefen in den für fie beflimmten Seitencabinetten ausgeftellt hatten.

Man konnte fich überzeugen, dafs manche von ihren Spielzeugen, nach Europa übertragen wurden, ohne dafs man ihren Urfpr'ung kannte, fo die im Winde ficli drehenden Räder aus Federn, die künfllichen Schmetterlinge, die Gaukler, welche ficli auf eine fchiefe Ebene oder Treppe aufwärts fchnellen. Neue Spiele find der Gaukler, der an einem gefpannten Kofshaar mit poffirlichen Sprüngen abwärts rutfeht, dann die winzigen Schildkröten, an welchen die Fiifse und die Zunge in betländiger zitternder Bewegung find und den Eindruck machen, als ob das Thier lebendig fei.

Alle ihre Puppen und Spielereien find in der zierlichen niedlichen Weise ausgeführt, welche die japanefifche Arbeit auszcichnet.

Die oreiftige Entwicklung des kleinen Kindes,

i. Die Entwicklung der Sinne.

Die Sinne des Menfchcn find einer hohen Entwicklung und Ausbildung- fähig ; fo das Geficht in bezug auf Schärfe, auf genaue Auffaffung der Formen und Gehalten, oder Farben und Farbcnzufammcnftellungen ; das Gehör in Bezug auf Schärfe, und auf die feine Unterfeheidung der Klangarten, Tonhöhe und des Rhythmus oder Tactcs ; der Geruch und Gefchmack in Bezug auf Schärfe und Sicher heit; das Gefühl oder der Taftfinn in Bezug der Feinheit und Genauigkeit oder Verläfslichkeit.

Die Ausbildung der Sinne, namentlich des Geheiltes und Gehöres, des Farbcnfinnes und Tonfilmes oder des mufikalifchcn Gehöres mufs in den ersten Lebensjahren beginnen ; wird fie in diefer Zeit verfäumt oder vernachläffigt, fo kann das Verfäumte in fpäteren Jahren nicht mehr eingeholt werden. Die Pflege der Sinne bezieht fich einmal auf die .Sorge der Eltern, dafs die Sinnesorgane nicht gefchädigt werden, das Auge nicht durch Ueberreiz des Lichtes oder Man­gel an Licht in finiteren Stadtwohnungen ftumpf oder gar blind, das Ohr nicht durch Verkühlung, Krankheiten oder durch Ueberreiz bei bedeutendem Lärm krank oder taub werde. Das fällt mit der Gefundheitspflege überhaupt zufammen und das Comité mufste fich begnügen, gute Bücher darüber aufzulegen, unter denen Profeffor Ritter v. A rl t s Pflege des Auges hervorgehoben werden kann.

Die rtlege der Sinne begreift aber auch die frühzeitige Uebung zur A u s b i 1 d u n g d e r S i n n e und darauf bezogen fich eine Reihe von Ausftellungs- gegenftänden.

Herr Constantin De liiez hatte einen Apparat unter dem Namen:Gym- naftik der Sinne ausgeftellt, welcher fich auf alle fünf Sinne bezog. Die Far- benabftufungen von Roth, Gelb und Blau, von Orange, Violet und Grün, nach einer Seite hin gegen Schwarz, nach der anderen Seite hin gegen Weifs waren auf kleinen, einen Centimeter breiten und drei Centimeter langen Ilolztäfelchen auf­getragen und geordnet. Die Uebung des Kindes mit (tiefem Apparat befteht nun darin, dafs man dem Kinde die Farben nennt und wieder nennen läfst, dann dafs man die Täfelchen durch einander mengt und das Kind anleitet, die genauen Rei­hen wieder daraus herzuftellen, und endlich, dafs man andere Farben aus dem Haushalt oder der Natur: Blumen, Vogelfedern u. s. w. mit den Farbenfcalen zufannnenftellen läfst.