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F. Salvisberg in Bern.

Schnitzerei sieht, in allen Formen modelliren lernt, dem so zu sagen mit der Muttermilch das Gefühl und das Talent für künstlerisches Schaffen und Denken eingeträufelt wird, der erhält wie nirgends anders in höherm Maasse, die Fähigkeit ein vortrefflicher Schreiner, Schlosser, Spengler, Graveur, Bildhauer, Decorations-Maler, Architect etc. zu wer­den. Wenn sich diese Aufgabe und ihre Durchführbarkeit so klar vor unsern Blicken entfaltet, so hat es dieser gegenüber einen bemühenden Eindruck in der Ausstellung gemacht, dass von den angemeldeten Schnitz­lern nicht weniger als 19 sich zurückgezogen haben. Es liegt offenbar ein Missverständniss diesem Vorgehen zu Grunde, dem jeder praktische Halt entgeht. Es ist doch sicher, dass die Ausstellung eine bedeutende Einbusse erleiden musste, wenn die bedeutendsten Namen, wie die der Gebrüder Wirth, von Vater Baumann, Hugler-Hugler etc. sich ausschlossen. Unter Mitwirkung derselben hätte die Ausstellung noch ein weit gün­stigeres Resultat erreicht. Wirth hätte uns seine Gompositionen in allen Branchen, die von der consequenten Beobachtung eines Styls zeugen, und seine Figürchen, die von renommirten Bildhauern herrühren, ge­bracht, Vater Baumann seine Windenblumen, die er in unnach­ahmlicher Anmuth darzustellen weiss, für die er schon in der Schweiz, in England und Amerika decorirt wurde. Hugler-Hugler seine durch und durch künstlerisch gehaltenen Thiergruppen. Sie hätten der höch­sten Prämirung vollständig sicher sein können.

Wir sind weit davon entfernt, diesen und andern Künstlern, hier­mit einen Vorwurf für ihr Verhalten zu machen. Dazu sind wir nicht berechtigt. Aber das constatiren wir, dass sie mit ihrem Ausschlüsse weder ihnen selbst, noch dem Lande einen Dienst geleistet haben.

Wenn man dengeringem Umfang betrachtet, den auf der Welt­ausstellung die Holzschnitzerei eingenommen hat, so mag es nicht ohne Interesse sein, zu vernehmen, mit welchen Kräften im Berner-Oberlande dieselbe gegenwärtig arbeitet. Bereits zur Zeit der Pariser-Ausstellung suchten wir einige statistische Notizen aufzustellen. Sehen wir nun an der Hand einiger neuern Erhebungen, welche Differenzen zwischen der angegebenen Zeit und heute eingetreten sind.

In der Kirchgemeinde Brienz befinden sich folgende Ortschaften, wo geschnitzt wird:

Wylen

mit

ca.

100 Arbeiter.

Hofstetten

40

Schwanden

*

60

Ebligen

*

15

Oberried

40

Brienz

»

600

Uebertrag:

855 Arbeiter.