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Cle sich die schönsten Stellen guter Schriften an, machen Sie sich Auszüge davon, und überlesen Sie sie recht oft, oder suchen Sie sie ganz Ihrem Gedächtnisse einzuverleiben. Benützen Sie Ihre Lektüre durchaus als Stoff zum Denken und als Mittel, Ihr Herz zu veredeln, folglich vernünftiger und besser zu werden, denn nur auf diese Art wird sie vollkommen bildend und fruchtbar für Geist und Herz. Ohne Nutzen für Herz und Geist lesen, heißt säen und nicht erndten wollen.
Das Lesen guter Schriften ist auch das trefflichste, vielleicht das einzige Mittel, Ihren Styl zu bilden. Suchen Sie daher musterhafte Schriftsteller nachzuahmen und schreiben zu lernen, wie sie geschrieben haben. Achten Sie mit besonderer Aufmerksamkeit auf die Ausdrücke, die Wendungen, die Feinheiten derselben. Versuchen Sie aber auch öfters die Gedanken des Schriftstellers ganz von dem Ausdruck abzusondern und dieselben auf Ihre eigene Art einzukleiden und auszubilden. Ihre eigenen Gedanken werden sich dann von selbst in die fremden mischen und sich in ihnen entwickeln; Sie werden das Vergnügen Habey, nicht nur würdig schreiben, sondern guch würdig denken zu lernen.