110

wechselseitig mit Liebe entgegen kommt, wo man fich mit welchem Sinne duldet und tragt, da herrscht Seeligkeit. Bedenken Sie aber, durch wie viele an» strengende oft sehr verdrießliche Arbeiten das Ge­müth des Mannes verdüstert wird, wie viel Sorgen, die er in sich verschließt, ihn manchmal quälen, durch wie viel unangenehme Vorfälle des Lebens er oft verstimmt wird. Er ist also wohl eher zu entschul­digen, wenn bisweilen Wolken auf seinem Gesichte liegen, als die Frauen, denen die Natur ein leich­teres Blut, einen leichteren Sinn gegeben und leich­tere mechanische Arbeiten angewiesen hat. Ihr schö­ner Beruf ist es, den gedrückten Gatten durch lieb­reiche Freundlichkeit aufzuheitern und ihm die Run­zeln von der Stirne zu scherzen.

Sind Sie anderer Meinung als Ihre Aeltern, als Ihr Gatte, so tragen Sie sie mit Gelassenheit und Bescheidenheit vor. Finden Ihre Gründe kein Gehör, so stehen Sie ab. Vertheidigen Sie sich nie mit Heftigkeit, sondern mit sanfter Wärme, nicht mit Schreien, sondern mit Gründen. In Allem, was Sie thun, in Ihrem ganzen Wesen verläugne sich nie der Geist weiblicher Sanftmuth.