Ist Ihnen Ihre Bildung und Veredlung wah­rer Ernst, so denken Sie oft und reiflich über sich selbst und die Verhältnisse nach, in denen Sie leben. Sie können Ihre Fehler nicht eher ablegen, als bis Sie sich derselben mit Klarheit bewußt sind, Sie können nicht zufrieden leben und Ihres Daseyns nicht froh werden, wenn Sie nicht die Lage, in der Sie leben, richtig beurtheilen und sich in dieselbe fügen lernen. Benutzen Sie überhaupt das Vermö­gen zu denken, dieses köstliche Geschenk deS Him­mels, wodurch sich der Mensch über die thierische Schöpfung erhebt, in allem, was Sie thun: reden, lesen, schreiben, handeln Sie mit Nachdenken.

Blicken Sie oft in sich selbst hinein, und lei­hen Sie Ihr Ohr der Stimme, die aus der Tiefe warnend zu Ihnen spricht. In Ihrem innersten Heiligthume wohnt Gott, und Gott ist die Wahr­heit. Lassen Sie es nur stille um sich her seyn, las­sen Sie die Wellen der Begierden sich legen, die Stürme der Leidenschaften schweigen, und Sie wer­den in Ihrer Brust den Tröster vernehmen, der in Ewigkeit unveränderlich ist.