138

sen auszuzeichnen. Es wird Ihnen hoffentlich nie in den Sinn kommen, sich mit Dahingebung Ihres bes­seren Ich sich diesen Zmiktergestalten anzuschließen, die ungeachtet und ungeliebt ein Gegenstand des Spottes und des allgemeinen Tadels weroen. Nicht das heroische, nicht das gelchrte und schöngeisterische, sondern nur das bescheidene, sittsame Weib, in dessen ganzem Wesen sich der Geist weiblicher Milde offen­bart, gefallt jedermann.

Bescheidenheit und Sittsamkeit sind immer ver- schwistert; beide sind Perlen in dem Kranze der Schön­heit, machen sie noch viel liebenswürdiger, und sind vft Ersatz für den Mangel derselben. Unbescheiden- heit hingegen entstellt das ganze Wesen der Frauen und ist bei Ihnen, als dem schwächeren Geschlechte, noch viel unverzeihlicher, als bei den Männern. Las­sen Sie sich daher edle Bescheidenheit und Anspruch- losigkeit eben so dringend als Sittsamkeit empfohlen seyn.

Drangen Sie sich nicht vor; suchen Sie nicht mit Ihren Talenten zu glänzen, nicht andere damit zu verdunkeln; sprechen Sie nickt viel von Ihrem Reichthum, Ihren vornehmen Verwandten, Ihrem