247

Selbst Ihren Verstand lassen Sie nur mit Vorsicht blicken, daß es nicht scheine, als wollten Sie sich eine Ueberlegcnheit über die andern Glieder der Gesellschaft damit anmaßen.

Suchen Sie nie in Gesellschaften das Wort allein zu führen. Hören Sie mehr, als Sie sprechen, daß Sie sich nicht den Vorwurf der Geschwätzigkeit zu­ziehen, und Ihnen nichts entwische, was Sie morgen wünschten, nicht gesagt zu haben. Besser ist schwei­gen als zu viel schwatzen. Es kann jemand an einer gesellschaftlichen Unterhaltung Theil nehmen, ohne ein Wort zu sagen. Dieß zeigt schon der Ausdruck in seinem Gesicht, der einem beobachtenden Auge nicht entgeht.

Hüten Sie sich vor harten lieblosen Urtheilen, besonders über Ihr eigenes Geschlecht. Aeußern Sie gegen unglückliche Gefallene mehr mitleidige Theil­nahme, als Verachtung, besonders wenn sie durch bübische Verführung gesunken sind. Wer da steht, der sehe zu, daß er nicht falle. Jugend und Schön« heit setzen Mädchen und Frauen großen Gefahren aus.