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guten und bösen Geistern. Unter den Göttinen ragt die india­nische Venus hervor, auch die Jungfrau des Südens genannt. Man glaubt an die guten und schlechten Tage, so wie all Wunder. Jeder Mensch kann solche ausführen, wenn er nur die Ilmoe (Gelegenheitsfonnel) kennt. Es gibt Umoen für alle Gelegenheiten und Wünsche, um schnell zu reisen wie der Wind, um seinen Gegner zu besiegen und um sieh unsichtbar zu machen. In der Auffassung des Einheimischen ist die christliche Religion nichts als eine neue Ilmoe, welche aber nicht die Vortheile der alten bietet. Der geringe religiöse Fortschritt der Indianer des Archipels muss hauptsächlich der Unkenntnis« ihrer Priester zugeschrieben werden. Auf die 60.000, welche man auf der Insel Java zählen darf, gibt es deren kaum zehn die das Arabische verstehen und den Koran begreifen. Der grösste Theil begnügt sich eine gewisse Zahl von Versen aus­wendig zu lernen, deren Bedeutung ihnen ebenso räthselhaft ist wie der übrigen Masse der Gläubigen mit denen sie den Sinn für Aberglauben tlieilen Irdische Gründe bewegen sie dazu nach Mekka zu pilgern. Zurückgekehrt vom Grabe des Profeten erfreuen sie sich grosser Achtung von Seite des Volkes und sind sicher mit ihrem massigen Leben nie ohne Unterstützung zu sein. Plinige bilden selbst einen religiösen Orden, in welchen sich einige Gewohnheiten des Brahmismus wiederfinden. Sie beobachten das Oölibat, doch in steter Gesellschaft mit Baja­deren und leichtsinnigen Mädchen, womit sie nichtsdestoweniger ein sinnliches, ungeordnetes Leben führen. Andere sind von den l Uoberlieferungen des Budhismus beherrscht. Sie leben in der Ein-

* samkeit und in Entbehrungen und glauben in besseren Ver­

hältnissen wiedergeboren zu werden. Doch haben sie keine Idee von der Nirvänä. Die Seelenwauderung ist übrigens ein von einer ganzen Sekte angenommener Glaube. Diese Sektirer er­kennen den Gott Mohamed wohl an, aber sie werden von den Gläubigen als Ketzer betrachtet, weil sie selbst die wenigen ) von den Indianern befolgten Vorschriften des Profeten miss-

| achten.

Ein grosser Bruchtheil des javauesischen Volkes befolgt den Atheismus. Diese Atheisten erheben sich selbst nicht zu einer unbestimmten Vorstellung des Pantheismus. Sie bilden keine Sekte und haben kein Zeichen ihrer Vereinigung, doch sind sie überall verbreitet, indem sie ihre spottende Negation dem Glauben und Aberglauben ihrer Landsleute entgegensetzen.

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