Die meisten Menschen, wenn sie unter normalen Verhältnissen herangewachsen sind, denken in Zeiten schwerer Schicksalsschläge mit Dankbarkeit und Rüh­rung an die schöne glückliche sorglose Jugendzeit zurück und seufzen wohl auch verlangend: wenn es nur noch einmal so würde!

Ich stehe den Erinnerungen an meine Kindheit mit anderen Gefühlen gegenüber. Kein Lichtpunkt, kein Sonnenstrahl, nichts vom behaglichen cheim, wo mütterliche Liebe und Sorgfalt meine Kindheit ge­leitet hätte, ist mir bewußt. Trotzdem 'hatte ich eine gute, aufopferungsvolle Mutter, die sich keine Stunde Rast und Ruhe gönnte, immer getrieben von der Not­wendigkeit und dem eigenen willen, ihre Kinder redlich zu erziehen und sie vor dem chunger zu schützen, was ich von meiner Kindheit weiß, ist so düster und hart und so fest in mein Bewußtsein eingewurzelt, daß es mir nie entschwinden wird. was anderen Kindern Entzücken bereitet und glückseligen Jubel auslöst, Puppen, Spielzeug, Märchen, Näschereien und Weihnachtsbaum, ich kannte das alles nicht, ich rannte nur die große Stube in der gearbeitet, ge­schlafen, gegessen und gezankt wurde. Ich erinnere mich an kein zärtliches Wort, an keine Liebkosung, sondern nur an die Angst, die ich in einer Ecke oder

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