ernstes Wesen auch älter erscheinen ließ. Zudem mußte ich als älter gelten, damit nicht jemand ver­raten konnte, daß ich eigentlich die Schule besuchen sollte.

Zch war im zwölften Zahr, als meine Mutter sür mich eine Lehre entdeckte. Zch sollte nun einen Berus erlernen, von dem noch angenommen wurde, daß ein besserer verdienst bei Fleiß und Geschicklichkeit zu erzielen sei. Natürlich konnte ich wieder, meines schulpflichtigen Alters wegen, nur zu einer Zwischen- meisterin in die Lehre kommen. Es war eine Ver­wandte, bei der ich nun, wieder zwöls Stunden im Tage lernte, aus Perlen und Seidenschnüren Ausputz sür Damenkonfektion herzustellen. Ich erhielt keinen fixen Lohn; meine verwandte berechnete bei jedem neuen Artikel, wieviel man in einer Stunde machen könnte und bezahlte dann die Stunde mit fünf Rreuzern. Patte man größere Übung erlangt und dadurch die Möglichkeit mehr zu verdienen, so reduzierte sie den Lohn. Unaufhörlich, ohne sich auch nur eine Minute Ruhe zu gönnen, mußte man arbeiten. Daß dies von einem Rinde in meinem Alter schließlich nicht zu er­warten war und auch von keinem anderen zu leisten ist, weiß jeder, der selbst beurteilen kann, was zwöls Stun­den Arbeit, oder anhaltende Arbeit überhaupt bedeutet. Mit welchem verlangen sah ich immer nach der Uhr, wenn mich die zerstochenen Finger schon schmerzten und wenn ich mich am ganzen Rörper ermüdet fühlte. Und wenn ich dann endlich nach pause ging, an schönen warmen Sommertagen oder im bitterkalten Winter,