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Damals dachte ich über das alles nicht nach, ich war nur immer bestrebt, meine Arbeit recht zu tun und mit niemand in Berührung zu kommen. Zudem ereigneten sich in dem Saal, in dem ich arbeitete, solche Dinge nicht; von unserem Vorgesetzten gab es kein freundliches, kein menschliches Wort. Er war ein Tyrann von der schlimmsten Sorte und als eine Herde von Sklavinnen muß er die Arbeiterinnen betrachtet haben. Line Beschwerde über ihn wagte niemand. Lr galt als der bevorzugteste Angestellte des Unterneh­mens, dem er ohne Zweifel mit großer Treue ergeben war. Daß er selber einst Arbeiter in derselben Fabrik gewesen war, hatte er wohl schon ganz vergessen.

Meine Brüder hatten mittlerweile geheiratet und hatten für ihre eigenen Familien zu sorgen. Zch aber wollte meine Mutter nie verlassen und wollte es durch­setzen, daß sie nichts mehr arbeiten müßte. Zch sparte eben so sehr, wie meine Kolleginnen und wenn ich einen Tag ein paar Kreuzer mehr ausgab, so hungerte ich am nächsten buchstäblich. Daß ich mir kein Ver­mögen ersparen könnte, sah ich nun schon ein, aber für meine Mutter wollte ich sorgen und einen Notpfennig wollte ich haben, um sie im Falle der Erkrankung vor dem Krankenhaus zu behüten, denn gegen dieses hatte sie eine große Abneigung. Gleich den anderen Ar­beiterinnen pries ich mich glücklich, in dieser Fabrik zu sein und ich verhütete ängstlich alles, was mir hätte Tadel zuziehen können.

Ein guter Herr", das war die allgemeine Mei­nung über meinenBrotgeber". Wie gewinnbringend

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