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die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft ist, kann man aber gerade an diesem Fabrikanten sehen; er, der wirklich den Arbeitern mehr gönnte, als die meisten anderen Unternehmer, er, der den Arbeitern und Ar­beiterinnen, wenn sie krank waren, durch viele Wochen den Lohn fortbezahlte, er, der bei einem Todesfall ansehnliche Beträge an die Hinterbliebenen schenkte und der auch sonst nie eine Bitte abschlug, wenn sich jemand in der Not an ihn wendete, er war dennoch reich geworden, durch die produktive Arbeit der in seiner Fabrik arbeitenden Männer und Frauen.

wie ich trotzdem in dieser Fabrik Sozialdemo­kratin wurde, werde ich im weiteren Verlaufe erzählen, vorläufig hielt ich mich nicht mehr für arm. Ganz königlich freute ich mich immer auf das herrliche Sonntagsmahl. Für zwanzig Kreuzer kauften wir Fleisch und ich mußte kochen. Später als mein Lohn größer war, wurde esnoch" besser und ich bekam auch ein Gläschen gezuckerten Weines zu trinken.

Nur eines fehlte mir jetzt zur vollständigen Zu­friedenheit. Alle meine Kolleginnen waren gefirmt worden; sie erzählten, wie herrlich es dabei zugegangen sei und was sie von der Firmpatin für Geschenke bekommen hatten. Zch war aber nicht gefirmt worden, da meine Mutter zu stolz war, jemanden zu bitten, meine Patin zu sein. Sie selber konnte mir nicht das erforderliche weiße Kleid und was sonst dazu ge­hörte, kaufen, so gerne sie auch gewollt hätte; so hatte ich immer verzichten müssen, wenn in den Zeitungen stand, daß sich in den Firmungstagen für irgend ein