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ich aber nicht. Ich konnte mich trotz aller Frömmigkeit nicht zum Glauben an die Wunderwirkung der Hostie zwingen, obwohl ich noch an Gott und an eine göttliche Allmacht und auch an die Heiligen und ihre Fürsprache glaubte, vor den Äußerlichkeiten hatte ich aber immer ein instinktives Gefühl der Abneigung und des Zweifels empfunden. Um so andächtiger betete ich vor dem gekreuzigten Jesus, der in einer Nische wie in einem Grabe lag. Bei der Anbetung war ein ent­setzliches Gedränge. Alle rutschten auf den Knieen um die von Nägeln durchbohrten Stellen des hölzernen Erlösers zu küssen. Ich tat es auch und drückte meine Lippen auf dieselben Stellen die an demselben Tag schon Hunderte und Aberhunderte, Kranke und Gesunde, vor mir berührt hatten.

In den Kreuzgängen staunte ich alle die Wunder an, die diesem Gnadenorte schon gedankt wurden, wächserne, silberne und goldene Hände, waren in großer Zahlgeopfert" worden, zum Dank für die Heilung einer schon verloren geglaubten Hand. Krücken zur Erinnerung an die Heilung eines lahmen Beines. Zahllose Bilder stellten Rettungsszenen dar; auf einem stürzte ein Kind vom hohen Stockwerk und kam durch das wundertätige Eingreifen der heiligen Jungfrau heil und unversehrt unten an. Auf einem anderen Bild wurde ein Kind aus den Flammen gerettet, durch Maria, die Himmelskönigin natürlich, nicht durch die Unerschrockenheit des Feuerwehrmannes. Auch Bilder, wo scheugewordene Pferde ein Kind niederrannten, das wieder durch der Heiligen Hilfe