melancholisch, woraus meine Kolleginnen auf geheimen Liebeskummer schlössen. Ihnen erzählte ich niemals die Ursache meiner Traurigkeit, ich wollte nicht darüber reden, ich bildete mir ein, wenn ich das täte, würde ich erst recht erliegen.

Da in meiner Umgebung viel davon gesprochen wurde, daß man durch eine Wallfahrt Erlösung von allen erdenklichen Sorgen erbitten könnte, so wollte auch ich dieses Mittel versuchen. Ich wollte an dem Gnadenorte recht inbrünstig beten um vollständige Be­freiung von der gefürchteten Krankheit und um ein Zeichen, das mir Gewißheit über die Gewährung meiner Bitte verheißen sollte. Zu Fuße gingen wir nach dem drei Stunden entfernten Wallfahrtsorte. Ich war von den frömmsten Empfindungen beseelt.

Nur zu einem konnte ich mich schwer entschließen. Es galt als wichtig, zu beichten und zu kommunizieren, bevor man sich dem wundertätigen Bilde nahte. Davor hatte ich aber immer eine unüberwindliche Abneigung gehabt. Dennoch hatte ich ohne etwas zu essen, den weiten weg gemacht, da man die Hostie nur empfangen darf, wenn man am selben Tag noch nichts gegessen hat. Als ich im Beichtstuhl kniete, wußte ich nicht, was ich sagen sollte; der Priester wartete auf mein Sündenbekenntnis, mir aber fiel nichts Sünd­haftes ein, das ich begangen haben sollte. Endlich stellte der Priester Fragen an mich, darunter solche, die mich verwirrten und verletzten. Ich antwortete auf alle mit nein und wurde mit einer geringen Buße entlassen. Diese betete ich ab, die Kommunion empfing