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jeder Berührung geschützt. Nur aus ehrfürchtiger Entfernung konnte man zu der wunderbaren an­betend aufschauen. Diesen Glanz vor Augen sollte ich in frommem, andächtigem Gebet meinen Wunsch darbringen. Rein Gedanke soll auf die Außenwelt gerichtet sein, ganz in Gott und Maria soll sich das Innere des Hilfe heischenden Menschen befinden, was Wunder, daß ich mit bangen Zweifeln von der Wallfahrt heimkehrte! Hatten doch meine Blicke so sehr auf der glänzenden Ausstattung der Maria ge­weilt, daß ich, wie ich fühlte, die rechte Andacht nicht zu Stande gebracht hatte.

Die Wallfahrt blieb auch ohne Wirkung, meine Angst hatte sich nicht vermindert. Ich wollte es noch einmal versuchen und wir gingen nach einem Gnadenort, der als besonders streng galt und der weniger prunkvoll ist. Ein Wallfahrtsort für arme Leute! An einem heißen Sonntag im Juli machten wir uns um H Uhr früh auf den weg. Fünf Stunden hatten wir zu gehen, wir gönnten uns unterwegs keinen Tropfen Wasser; ich wollte entbehren, wollte Buße tun, um der Gnade teilhaftig zu werden. Müde, hungrig und durstig, über und über mit Staub bedeckt kamen wir an. Tausende von Menschen sammelten sich im Laufe des Vormittages an. Nicht nur die Rirche, auch die Gasthäuser waren mit Menschen überfüllt. Das Gedränge beim Gottesdienst in der Rirche, wo die Wallfahrer mit Fahnen ihren Einzug hielten, war so groß, daß von einer wirklichen Andacht keine Rede sein konnte. Es war ein fortwährendes