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Gelegenheit gehabt hatte, sie zu üben. Doch ver­sprach ich, mich zu bemühen, den Artikel zustande zu bringen.

Ich war wie in einem Taumel als ich nach Hause ging. Ein unnennbares Glücksgefühl beseelte mich, ich kam mir vor, als hätte ich die Welt erobert. Rein Schlaf kam in dieser Nacht in meine Augen. Den Artikel für das Fachblatt schrieb ich; er war nicht groß und ungewandt im Ausdruck. Er lautete:

Zur Tageder in Fabriken beschäftigten Arbeiterinnen.

Arbeiterinnen! Habt Ihr schon einmal über Eure Lage nachgedacht? Leidet Ihr nicht alle unter der Brutalität und Ausbeutung Eurer sogenannten Herren? Viele Lohnsklavinnen arbeiten vom grau­enden Morgen bis in die späte Nacht, während Tausende ihrer Mitschwestern arbeitslos die Tore der Fabriken und Werkstätten belagern, weil es ihnen nicht möglich ist, soviel Arbeit zu erhalten, um sich vor Hunger zu schützen und ihren Körper not­dürftig zu bekleiden. Und wie weit reicht der Lohn selbst für so lange anhaltende Arbeit?

Ist es der unverheirateten Arbeiterin möglich, ein menschenwürdiges Dasein zu führen? Und erst die verehelichte Arbeiterin? Ist es ihr möglich, trotz anstrengender Arbeit für ihre Kinder in erforder­licher Weise zu sorgen? Muß sie nicht hungern und darben, um für diese das Notwendigste herbei­zuschaffen? So ist die Lage der weiblichen Arbeiter

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