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und wenn wir da müßig zusehen, so wird sie sich nie zum Besseren wenden, im Gegenteil wir werden immer mehr getreten und ausgesogen.

Arbeiterinnen! Zeigt, daß ihr noch nicht gänzlich versumpft und geistig verkümmert seit. Rafft Euch auf, erkennt, daß sich männliche und weibliche Arbeiter zum gemeinsamen Bunde die Hände reichen müssen. Verschließt Euer Ohr nicht dem Rufe der an Euch ergeht. Tretet der Organi­sation bei, die auch die Frauen zum wirtschaftlichen und politischen Kampfe erziehen will.

Besucht Versammlungen, leset Arbeiterblätter, werdet ziel- und klassenbewußte Arbeiterinnen in den Reihen der sozialdemokratischen Arbeiterpartei."

Hier muß ich einen für mich freudigen Um­stand erwähnen. Zch habe an einer Stelle erwähnt, daß mein ältester Bruder nach dem Tode unseres Vaters in die Fremde gegangen war. Mir hatten ihn viele Zahre nicht gesehen und waren auch später nur flüchtig zusammengetroffen. Mein Bruder war Sozialdemokrat geworden und war ein begeistertes Mitglied der Partei, schon lange bevor ich meine erste Rede gehalten hatte. Ge­rüchtweise hatten wir davon gehört, es war uns erzählt worden, daß er so seltsame Ansichten habe, er betrachte alle Menschen als seine Brüder, er sei Sozialist. Das war mir romantisch erschienen, dann hatte ich mich selber zu seiner Anschauung entwickelt. Unsere Mutter aber tadelte alles, was sie über seine Gesinnung hörte, ohne zu ahnen, daß unter ihren