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noch auf den weg geben; Sie find jung und können nicht beurteilen was Sie tun, merken Sie sich aber, die Politik ist ein undankbares Geschäft."

Trotzdem es mein Vorsatz war, die Worte des Fabrikanten zu beherzigen und mich in der Fabrik reserviert zu verhalten, gelang es mir nicht. Es war schwerer als ich gedacht hatte. Denn manches war schlechter geworden; viele Begünstigungen hatte man abgeschafft. In anderen Fabriken arbeitete man unter dem Einfluß der Maifeier nur mehr tO Stunden, wir aber noch immer Das sollte eine Strafe dafür sein, daß wir gewagt hatten nun doch den t- Mai zu feiern. Darin unterschied sich mein Arbeitgeber gar nicht von so vielen anderen Fabrikanten. Er fühlte sich als Herr und Brotgeber und die Arbeiter sollten alles seiner Großmut und Gnade zu danken haben. Weil wir einmal gewagt hatten aus eigener Initiative eine Handlung zu vollführen, die nicht seine Billigung fand, mußten wir bestraft werden. Erst als ich nicht mehr in der Fabrik war geruhte er gnädigst die Arbeitszeit um eine Stunde zu verkürzen, den Arbeitern und Arbeiterinnen mutete er aber zu, sich mit ihrer Unter­schrift zu verpflichten, daß sie mit den sozialistischen Bestrebungen nichts mehr zu tun haben wollen.

vieles sah ich jetzt mit anderen Augen an als früher. Es arbeiteten in der Fabrik eine Anzahl Mädchen die noch nicht das gesetzlich zulässige Alter erreicht hatten. War der Besuch des Fabrikinspektors zu erwarten und merkwürdiger Weise wußte man immer wann dieser Besuch zu erwarten war