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Die Armenhäuser sind gefüllt, und ungezählt ist die Schaar derer, die nach einem Leben harter Arbeit und Entbehrung mit heissem Sehnen als letzte Erdengunst es sich wünschen, den Tod im Armenhause erwarten zu dürfen.

Die Krankenhäuser sind ein Segen, aber wie viel Siechthum kann dieses Segens nicht theilhaftig werden, weil es der armen Kranken zu viele gibt, weil die Sorge um die Existenz der Familie, um die Verlassenheit der Kinder den Vater, die Mutter festhält mit bleierner Hand, bis der einzige Retter kommt, den die Welt für sie in Bereitschaft hat. Die Waisenhäuser thun ihr Bestes, aber Millionen von Kindern wachsen auf ohne Liebe, ohne Freude, ohne Erziehung, der bittersten Noth, der Versuchung zum Schlechten hilflos überlassen.

Die Feriencolonien, die Seehospize, sie sind eine Oase in der Wüste eines solchen Kinderlebens, aber welch ein endloser Zug des Jammers wäre es, würden all die bleichen, verkümmerten Kindergestalten an uns vorüberziehen, die ohne Linderung ihres Leidens, ohne Pflege und Hoffnungs­schimmer dulden und leiden!

Die Gefängnishäuser und Besserungsanstalten füllen sich immer von Neuem zum Schutze der Gesellschaft, aber die Zahl der Verbrechen, die sittliche Verkommenheit der Jugend nimmt nicht ab.

Die Industrie breitet sich immer mächtiger aus, der menschliche Erfindungsgeist, immer neue Triumphe feiernd, öffnet ihr immer neue Betriebe, und daneben wächst die Zahl der Arbeitslosen, die ohne Wille und Schuld zu Bettlern herabsinken, in erschreckender Weise.

Es steigert sich der Reichthum des Einzelnen, die Begehrlichkeit des Luxus, aber die Seufzer und Thränen der Hungernden, der im Kampfe mit dem Schicksale Er­matteten, sie werden nicht "weniger.

Jeder Selbstmord, den verzweifelte Hilflosigkeit be­geht, jede Lebenskraft, die, ob schnell oder langsam, er­löscht aus Mangel an Nahrung, sind sie nicht furchtbare Ankläger unserer gesellschaftlichen Zustände?

Wer gewohnt ist, nicht über die Mauern des eigenen Wohlbehagens hinüberzusehen, der wird solche Darstel­lung übertrieben finden, nicht aber der, der denkend,