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Kost geben zu können. Wie immer, so legt Dr. Barnardo auch hier den Hauptwerth seiner Unterstützung auf die dauernde Besserung der Betreffenden und ihrer Lage.
Gründliche Untersuchung jedes einzelnen Falles und strenge Ueberwachung der unter seinem Schutze Stehenden, das ist der Weg, den Dr. Barnardo immer wieder einschlägt. Und solche Gewissenhaftigkeit ist hier mehr denn je angezeigt, damit nicht die Hand der Menschenliebe den Hang zum Bösen fördert, statt ihn zu bekämpfen.
Dr. Barnardo’s Vorgehen diesen Mädchen gegenüber ist folgendes: Wenn die Untersuchung ergibt, dass das betreffende Mädchen willens ist, einen ordentlichen Lebenswandel zu führen und ihren mütterlichen Pflichten nachzukommen, und wenn der Vater des Kindes nicht zu erforschen ist oder sich nicht in der Lage befindet, für den Unterhalt des Kindes zu sorgen, übernimmt Dr. Barnardo einen theilweisen Beitrag des sich durchschnittlich auf 5 sh. belaufenden Kostgeldes des Kindes, den allein aufzubringen der Mutter oft bei der grössten Selbstverleugnung nicht möglich ist. Dieser Beitrag, der nie über 3 sh. per Woche, oft aber auch kaum 1 sh. wöchentlich beträgt, wird aber nur für jene Kinder geleistet, die die ersten und einzigen unverheirateter Mütter sind. Menschenfreundliche Damen, die Dr. Barnardo für seine Idee gewonnen hat, bemühen sich, dem 'Mädchen einen guten Dienstplatz zu besorgen, behalten dieses sowie das bei einer durch die eigene Mutter gewählten Pflegemutter untergebrachte Kind unter Controle. Durch sie wird auch der bewilligte Beitrag an die Pflegemutter übergeben.
Das Anrecht auf denselben verliert die Mutter des Kindes mit dem Augenblicke, wo sie sich einer leichtsinnigen oder unmoralischen Handlungsweise schuldig macht. Die günstigsten Erfahrungen belohnten bisher die gebrachten Opfer an Zeit und Geld. 91 Kinder wurden bis jetzt in dieser Weise unterstützt und bewacht, und ebensoviele Mütter wurden damit von drückender Sorg'e befreit, dem Pfade der Ehrbarkeit und • Pflichttreue zugeführt und ermuntert, darauf zu beharren.