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Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Wiener Lohnarbeiterinnen : Ergebnisse und stenographisches Protokoll der Enquete über Frauenarbeit, abgehalten in Wien vom 1. März bis 21. April 1896
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Einleitung.

der socialen Gruppe der Ethischen Gesellschaft zu Wien wmde der Gedanke angeregt, die Lohnverhältnisse der Wiener Arbeite- rinnen zunl Gegenstände einer Erhebung zu machen. Dies führte zu Besprechungen in einem weiteren Kreise und zur Einsetzung einer Commission behnfs Veranstaltung einer Enquete über die Frauen­arbeit in Wien; es sollten nicht nur die Lohne, sondern auch die ge­summten übrigen Arbeits- und Lebensverhältnisse der Wiener Arbeite­rinnen festgestellt werden. An Stelle der ursprünglich geplanten Erhebung durch Fragebögen wurde die mündliche Vernehmung vor der Com mission in Aussicht genommen. Die Zusammensetzung der Commission fand in der Weise statt, daß an die Vertreter der verschiedensten Richtungen, an iuteressirte Vereinigungen und an einzelne, durch ihre Stellung oder Thätigkeit hiezu berufene Persönlichkeiten herangetreten wurde. Es nahmen an der Commission Männer und Frauen, Angehörige der liberalen, demokratischen, christlich-socialen, socialdemokratischen und jungczechischen Partei theil, worunter mehrere Reichsraths-Abgeordnete, ferner Hochschulprosessoren, Beamte des Staates, der Gemeinde und der n.-ö. Handels- und Gewerbekammer, Advocaten, Aerzte, Schriftsteller, Vertreter von Gewerkschaften und anderen Arbeitervereinen, endlich eine Anzahl von Unternehmern, obwohl die Bemühungen, mehr Angehörige dieses Standes für die Commission zu gewinnen, von geringem Er­folge begleitet waren. Das Verzeichniß der Commissionsmitglieder ist im Anhang ersichtlich. Zum Vorsitzenden wurde Professor von Philippovich gewühlt, das verantwortungsvolle und mühsame Amt des Geschäftsführers übernahm das Connnissionsmitglied Dr. Friedrich Frey.

Die Commission eröffnete nach Beendigung der Vorbereitungs­arbeiten ihre Verhandlungen am 1. März 189«; und setzte dieselben bis zum 21. April 1896 fort, die Vernehmungen beanspruchten im Ganzen 99 Sitzungen mit einer Gesammtdaner von 118-/, Stunden, wovon zwölf Sitzungen mit zusammen 41 Stunden an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 9 Uhr Früh bis Uhr Abends, 29 Sitzungen mit zusammen 77'-/. Stunden an Werktagen in der Zeit von 7 bis '/ 2 I 2 Uhr Abends abgehalten wurden. Ein Theil der Nachmittags- Sitzung vom 19. März 189«; mußte, da das stenographische Protokoll