1. Sitzung» Sonntag, 1. Wärz» Vormittag.

Vorsitzender: Pros. Dr. o. Philixxovich.

Beginn 10 Uhr 10 Minuten.

Vorsitzender: Im Namen der freien Vereinigung, welche sich ge­bildet hat, um eine Enquete über die Frauenarbeit in Wien durchzuführen, erlaube ich mir, Sie auf das Herzlichste zu begrüßen. Ich spreche es gleich von vornherein aus, daß wir für jede Mitwirkung dankbar fein werden, die sich in der Richtung bewegt, in der wir Alle bestrebt find diese Enquete durchzuführen, in der Richtung einer einfachen Klarlegung der Thatsachen, so wie sie find. Wir treten zusammen 8ine ira et stnäio, wir wollen weder Schäden, die etwa auftreten, übertreiben, noch wollen wir, was zu sagen ist, verheimlichen. Wir haben Alle die feste Ueberzeugung und das ist es, was uns vereinigt, wiewohl wir in verschiedener Beziehung zufolge unserer politischen und socialen Ansichten auseinandergehen daß zu den wichtigsten und entscheidendsten Fragen des gesellschaftlichen Lebens diejenigen gehören, welche mit den Lebensverhältnissen der Arbeiter und Arbeiterinnen im Zusammenhange stehen, die von der Verwerthung ihrer Arbeitskraft im täglichen Kampf ihr Brot und ihr Dasein finden. Wir haben uns keine bestimmten Ziele gesteckt, wir wollen nicht gewisse, von vornherein bereits in unseren Köpfen vorhandene Meinungen erst gestützt finden durch das, was uns gesagt wird, wir wollen einfach Materials über die Fragen, welche die Arbeiterinnen Wiens betreffen, sammeln und sind der Meinung, daß dieses Materials den gesetzgebenden Körperschaften und der Regierung Ver­anlassung geben wird zu einem Vorgehen, das zur Besserung der Lebens­verhältnisse jener Arbeiterinnen dienen wird. Das ist der Wunsch, mit dem ich diese Enquete eröffne, daß wir solches Materials finden, und daß namentlich jene Persönlichkeiten unter uns, welche sich bereits im politischen Leben oder in einer Jnteressenkörperschast befinden, die Ergebnisse auch verwerthen mögen zur Hilfeleistung von Seiten der organisirten Gesellschaft für Jene, die sich selbst nur sehr schwer helfen können.

In Bezug aus die Durchführung der Enquete habe ich folgende Mit­theilungen zu machen. Es ist seitens der Arbeiterinnen der verschiedenen Branchen der organisirten Arbeiterschaft, der Gewerkschaften u. s. w. in sehr dankenswerther Weise dafür gesorgt, daß uns ein sehr reiches Auskunsts­personale znr Verfügung steht. Es ist jetzt schon sichergestellt, daß wir für mindestens 14 Tage bis drei Wochen volle Arbeit haben werden. Selbst­verständlich werden wir sehr gern auch weitere Expertinnen, welche uns namhaft gemacht werden, vernehmen. Die Branchen, welche für uns von besonderem Interesse sind, sind die Modebranche, die Wäscheerzeugung, die Papierbranche, die Metallarbeiten, die Buchdruckerei, die Buchbinderei, die Schuhmacherei u. s. w.

Die Veröffentlichung von Mittheilungen über unsere Expertise ist in die Hand eines Mitarbeiters derReichsraths-Correspondenz" gelegt; es wurde diesbezüglich die Verfügung getroffen, daß die Berichte über unsere

Frauen-Enquete. 1