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Weiß: Was wird für ein Mädchen bei der schweren Arbeit des Bogenausspannens als ein auskömmlicher Lohn betrachtet, wenn ein Mädchen sich selbst verpflegt, keine Eltern hat, von denen sie unterstützt wird, und auch selbst Niemandem von ihrem Lohn etwas abgibt? — Exp. Nr. 1: Wenn sie fl. 8 bis 9 hat, was aber nur ganz ausnahmsweise vorkommt, so kann sie halbwegs sich fortbringen, ernähren, kleiden u. s. w.
Dr. Frey: Haben Sie seit den 14 Jahren Ihrer Arbeit die Bemerkung gemacht, daß die Löhne höher werden oder niedriger ? — Exp. Nr. 1: Niedriger.
Weiß: Die besser bezahlten Arbeiterinnen nehmen also in neuerer Zeit ab? — Exp. Nr. 1: So ist es. Ich bin die Einzige, die einen so großen Lohn hat.
Dr. Kaizl: Kommen in Ihrer Branche nur Zeitlöhne vor und keine Stücklöhne? — Exp. Nr. 1: Nur Zeitlöhne.
Vorsitzender: Kommt es vor, daß die Arbeiterinnen dem Werk- führer Geschenke machen, um in der Arbeit zu bleiben? — Exp. Nr. 1: Das kommt sehr selten vor. Es ist noch nicht Sitte geworden.
Vorsitzender: Wird in den Vocalen, die gesundheitsschädlich sind, gespeist und wird darin die Mittagspause verbracht? — Exp. Nr. 1: Ja.
Vorsitzender: Eine Frühstückspause gibt es nicht? — Exp. Nr. 1: Nein. Man muß mit den schmutzigen Händen das Stück Brot in die Hand nehmen und verzehren.
Vorsitzender: Haben Sie über das Vorgehen Ihrer Vorgesetzten zu klagen? — Exp. Nr. 1: O ja. Sie gehen mit Einem um, als wenn man ein Vieh wäre. Auch wenn es nicht nöthig wäre, schreien sie und schimpfen unbegründeterweise, und zwar vielleicht mit den Arbeiterinnen noch mehr als mit den Arbeitern.
Vorsitzender: Sie lassen sich das wohl eher gefallen wie die Arbeiter? — Exp. Nr. 1: Ja.
P e r n e r st o rf e r: Sind Waschvorrichtnngen in diesen Vocalen vorhanden? — Exp. Nr. 1: Nein. Man wäscht sich dort, wo das Wasser zum Trinken geholt wird.
Dr. Rauchberg : Wo wohnen Sie, und wie viel bezahlen Sie für die Wohnung ? — Exp. Nr. 1: Ich wohne in Margarethen und habe Zimmer, Cabinet und Küche. In der Wohnung befindet sich mein Mann, meine Mutter, ich und meine drei Kinder. Mein Mann verdient fl. 16 wöchentlich. Wir zahlen fl. 13 pro Monat. Die Mutter bewohnt das Cabinet und zahlt dafür fl. 4 pro Monat. Die Mutter kocht zu Hause, und ich nehme die Mahlzeiten zu Hause.
Dr. Osner: Wie viel brauchen Sie für die ganze Familie? — Exp. Nr. 1: Für Essen, Heizung, Beleuchtung und Zins fl. 15 wöchentlich.
Dr. Verkauf: Erzählen Sie uns etwas über die Ernährungsweise der anderen Arbeiterinnen, speciell der ledigen. — Exp. Nr. 1: Sie essen znm Frühstück ein Stück Brot, vielleicht mit etwas Speck, zu Mittag Suppe, Zuspeise und Brot, zur Jause Kaffee. Was sie zum Nachtmahl essen, weiß ich nicht.
Dr. Verkauf: Essen sie auch Fleisch? — Exp. Nr. 1 : Fleisch sehr wenig, vielleicht am Sonntag.
Dr. Kaizl: Wird das Frühstück vor Beginn der Arbeit eingenommen?
— Exp. Nr. 1: Je nachdem.
Dr. Kaizl: Wie lange ist die Mittagspause? — Exp. Nr. 1: Anoerthalb Stunden.
Dr. Kaizl: Ist eine Pause für die Jause? — Exp. Nr. 1: Nein.
Dr. Kaizl: Was verausgabt eine Arbeiterin für ihre Mahlzeiten?
— Exp. Nr. 1: Für's Frühstück etwa 5 kr., Mittag 12 kr., für die Jause wird der Kaffee mitgenommen, also man kann sagen, 7 kr., und zum Nacht-