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Zahl der bei der Krankenkasse angemeldeten Betriebe kann ich nicht genan angeben. Großbetriebe sind deren vier. In beiden Branchen ist die Zahl der Kleinbetriebe vorwiegend. Das Verhältniß von Männern und Frauen war in den verschiedenen Großbetrieben folgendes : 73 : 89, 05 : 00, 59 :41, 70:35, 11:35, 29:30, 20:24, 17 :19, und bei einer Firma, die auch Papier- Confection in großem Maßstab betreibt, 15:02.

Bezüglich der Eartonagebranche kann ich angeben, daß die Anzahl der Gewerbe-Inhaber 183 beträgt, bei welchen nur 233 männliche Arbeiter beschäftigt sind. Bei den größeren Betrieben sind je 40 bis 50, in einem sogar 72 Frauen beschäftigt. Hier bemerke ich, daß bei einer dieser Firmen Fälle vor­gekommen sind, daß Mädchen unter 14 Jahren, die doch schon von der Schule befreit waren, in Verwendung kamen. Die Gesammtzahl der weiblichen Arbeiterinnen, die in dieser Branche beschäftigt sind, dürfte 1500 betragen. Da sind auch jene dabei, die nicht bei unserer Krankencasse sind. Die Gesammt­zahl der Buchbindereien beträgt 353, von welchen annähernd 20 größere Betriebe sein dürften. Das Percentverhältniß der Erkrankungen in Betreff der weiblichen und der männlichen Mitglieder stellte sich im Jahre 1895 der­art, daß von den Erkrankungen 53 Percent aus die männlichen und 47 Percent auf die weiblichen Mitglieder fielen.

Dr. Schwiedland: Sie haben uns eine Tabelle zur Kenntniß ge­bracht, nach welcher sich ergeben würde, daß von den rund l900 Arbeiterinnen etwa 1000 im Alter zwischen 15 und 30 Jahren stehen, die übrigen aber weniger als 15 oder mehr als 30 Jahre alt sind. Nun kann man natürlich nicht annehmen, daß diese 1000, bevor sie das dreißigste Lebensjahr überschreiten, alle sterben, was geschieht also mit ihnen? Exp. Strnad: Zum Theile verehelichen sie sich, zum Theile gehen sie zu anderen Branchen über.

Exp. Nr. 3 (über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin in einer B u ch- binderei seit dreiviertel Jahren beschäftigt; es ist ein Kleinbetrieb. Früher war ich schon 15 Jahre in der Branche, und zwar in einem Großbetriebe In dem jetzigen Betriebe sind außer mir nur noch eine Frau und ein Arbeiter beschäftigt, und zwar während des ganzen Jahres. In dem früheren Be­triebe waren 80 Arbeiter und etwa 100 Frauen; im Sommer weniger. Die schlechteste Zeit ist von Neujahr bis März; da sind wir entweder entlassen worden oder im Geschäfte gesessen und haben nichts bezahlt bekommen. Es mußten dann Männer sowohl wie Frauen aussetzen. In dem großen Ge­schäfte wurden Hefte und dergleichen für die" Buchhandlungen, in dem kleinen Geschäfte hauptsächlich Kundenarbeiten gemacht. In dem Großbetriebe waren Drahtheftmaschinen, Zwirnheftmaschinen, Schneidemaschinen und Pressen. Bei den Heftmaschinen waren Frauen beschäftigt, bei den Schneide­maschinen ausschließlich Männer. Im Laufe der 15 Jahre sind neue Maschinen und auch Maschinen von anderer Constrnetion dazugekommen. Bon jeher waren dort mehr Frauen als Männer. Man mußte dort 14 Tage Lehrzeit - unentgeltlich absolviren. Die Arbeiterinnen sind meist Arbeiterkinder und stammen nicht von kleinen Handwerkern oder Beamten. Wir haben keine Arbeitsvermittlung, sondern müssen von einem Geschäft zum anderen nach­fragen gehen; da kommen nicht die Eltern, sondern Kinder allein, von 14 Jahren angefangen.

Dr. Schwiedland: Recrutirt sich der Nachwuchs allein aus Wien, oder auch aus der Provinz? Exp. Nr. 3: Meist aus Wien.

Dr. Schwiedland: Wie steht es mit der Arbeit außer Hause? Exp. Nr. 3: Es kommt vor, daß auch Arbeit nach Hause mitgenommen wird.

Dr. Schwiedland: Werden bei der Arbeit zu Hause Zwirn, Nadel und andere Arbeitsmittel seitens der Arbeiterin aus Eigenem beigestellt? Exp. Nr. 3: Nur die Nadeln. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) In den großen Geschäften wird meist nach Stück bezahlt. Die Arbeiterinnen ver­richten das Falzen, Heften, Kleben, aber auch schwerere Arbeiten, so das