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diese Arbeit verrichtet, die setzt die Frauen verrichten. Ich habe vor acht Jahren für tausend Stück falzen 40 kr. bekommen, während die Arbeiterinnen diese Arbeit um 20 bis 25 kr. besorgen. Es wird eine Arbeiterin nur dann zur Thekenarbeit verwendet, wenn sie billiger arbeitet.

Vorsitzender: Kommen Verletzungen häufig vor? Exp. Nr. 5: Es kommt nicht selten vor, daß man sich den Finger einquetscht. Wir sind größtentheils nicht versichert.

Dr. Schwiedland : Wie steht es mit der Zugehörigkeit zur Genossen­schaft und zur Gewerkschaft? Exp. Herr Joses G r ü nwald: Darüber kann ich als Obmann der Gewerkschaft Auskunft geben. Zu Beginn des Jahres 1895 waren in unserer Gewerkschaft 72 weibliche Mitglieder. Von diesen sind 56 im Laufe des Jahres ausgetreten, und an Stelle deren sind wieder neue 72 eingetreten, so daß wir jetzt 118 weibliche Arbeiter haben; männliche haben wir deren 510. Ich muß bemerken, daß das, was die Frau Expertin bezüglich der Arbeitsvermittlung sagte, nicht ganz richtig ist. Die Unternehmer wenden sich auch an die Gewerkschaft, weil die genossenschaftliche Arbeitsvermittlung in Folge ihrer ganz verfehlten Einrichtung für weibliche Arbeitskräfte gar nichts leistet.

Exp. dir. 6 (über Befragen des Vorsitzenden^: Ich arbeite in einem größeren Schulbücherbetriebe; dort sind über 50 Personen, etwa 17 Männer und 19 Frauen, beschäftigt. Ich bin seit drei Jahren dort. Es ist daselbst auch ein Gasmotor. Im Hochsommer werden manchmal neue Arbeiter aus­genommen, Nach Hause wird keine Arbeit gegeben. Die Arbeiterinnen recru- tiren sich aus Arbeiterlreisen, sie bekommen sofort beim Eintritt Lohn. Der Ansangslohn war früher fl. 5, jetzt sl. 4. Die aus der Schule heraus­kommen, bekommen sl. 5. Diese nimmt der Herr gewöhnlich über Recom- mandation. Es gibt keine Arbeitsvermittlung, man muß halt herum- wandern. Der Verdienst wird nach Stück berechnet und beträgt durch­schnittlich sl. 6 bis 7. Die ersten Anfängerinnen bekommen sl. 5, der höchste Lohn beträgt per Stück fl. 7, beim Wochenlohn aber nur sl. 5, denn die im Accord arbeiten, müssen viel mehr arbeiten. Für lieberstunden werden gewöhnlich 10 kr. gezahlt, 2 kr. vom Lohngnlden zu zahlen, ist bei uns nicht eingeführt. Bei Männern beträgt der Lohn fl. 9 bis 15.

Die Frauen besorgen das Falzen, Kleben, Heften und zum Schluß das Ablösen. Letzteres wird pro Woche gezahlt. Das Thekenmachen besorgen die Männer. Abzüge und Strafen gibt es nicht. Die Arbeitszeit beträgt zehn Stunden. Im Hochsommer müssen wir ein bis zwei lleberstnnden machen. Die Pansen werden zwar eingehalten, aber die Mädchen, die nach Stück arbeiten, schauen selbst daraus, daß sie möglichst viel fertigbringen, und be- nützen deshalb auch die Pansen zum Arbeiten. Man ißt in der Werkstätte, was man sich von Zuhause mitbringt. Man kann sich's auf dcm Gas wärmen. Ostern, Pfingsten und Weihnachten wird nicht gearbeitet und an den kleinen Feiertagen blos von 8 bis l2 Uhr. Für die Feiertagsarbeit zahlt uns der Herr nach seiner Laune.

Die meisten Arbeiterinnen gehören keiner Organisation an; speciell bei uns dürfte es mit der Angehörigkeit zur Organisation besser stehen. Das Geschäft ist im fünften Bezirk. Die meisten Arbeiterinnen wohnen in der Umgebung. Sie sind gewöhnlich Arbeiterkinder. In der Regel ist die Mutter zu Hause und führt die Wirthschaft, oder sie hat Heimarbeit, und der Vater und die Geschwister verdienen auch etwas.

Exp. Grünfeld: Ich möchte bemerken, daß bei den Arbeiterinnen nur ein, zwei Ueberstnnden vorkommen; aber die Arbeiter müssen 20, 25 bis 50 Ueberstnnden in der Woche machen, und zwar durch mehrere Wochen hintereinander, speciell die, welche für den k. k. Schnlbücherverlag arbeiten.

Exp. dir. 6: Ja, das kann ich bestätigen. «(Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Mein Arbeitslocal befindet sich im Parterre und ersten Stock.