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Unten sind zehn Fenster, oben vier. Oben sind nur zehn Personen, unten dieUebrigen. Die Fenster gehen in den Hos und sind über Nacht gewöhnlich offen. Im Winter wird vor 7 Uhr, bevor wir kommen, geheizt. Die Arbeits­zeit dauert von 7 bis 6 Uhr. In der Mittagspause werden die Fenster nicht geöffnet, die Arbeiterinnen wollen es nicht haben. Als Waschvorrichtung dient ein Wannerl, welches sich im Magazin vor dem Locale befindet. Wasserleitung ist nicht dabei, aber es ist ein Mädchen da, welches Wasser holt. Es ist ein Handtuch vorhanden, welches jede Woche gewechselt wird. Seife fehlt, die bringen wir gewöhnlich in's Geschäft mit, und da leiht sie Eine der Anderen.

Vorsitzender: Ist dort ein Werksührer ? Exp. Nr. 6: Dem muß nian gut schmeicheln können. Geschenke müssen wir keine machen, sondern wir bekommen am Namenstag der Frau einen Gulden.

Exp. Nr. 7 (über Befragen des Vorsitzenden!: Ich bin in einem Buchbindereibetriebe, wo 24 Mädchen und 28 Männer beschäftigt sind. Als Betriebskraft ist ein Gasmotor aufgestellt. Im Sommer sind bei uns immer mehr Leute beschäftigt wie im Winter. Wir arbeiten auch für Kunden. Der Wechsel ist kein starker; die Arbeiterinnen sind stabil. Nach Haus wird keine Arbeit gegeben. Die Arbeiterinnen sind meistens Arbeiterkinder, nicht Handwerker- und Beamtenkinder. Bezüglich der Arbeitsvermittlung kann ich dasselbe sagen, was die früheren Expertinnen vorbrachten.

Ich bin 13 Jahre in demselben Betriebe. Die Lehrmädchen be­kommen fl. 3. Der Maximallohn ist fl. 7 Hz. Die Verhältnisse sind genau dieselben, wie sie Exp. Nr. 6 geschildert hat. Nur möchte ich bemerken, daß vor 3> 2 Jahren die Mädchen um sl. 3' ? die Arbeit des Znrichtens besorgen mußten, während die Männer für diese Arbeit sl. 10, 20 und mehr bekamen. Sie arbeiten also die gleiche Zeit und auch dasselbe Arbeits- quantnm und bekommen dreimal so viel. Das jetzige Arbeitslocal ist gut, früher war es schlecht, feuchte Luft, schlechter Fußboden, häufig Ungeziefer. Seit den zwei Jahren, wo wir in den: neuen Locale sind, ist bereits einmal geweißt worden. Die Wände werden nicht abgestaubt. Der Fußboden wird nur vom Hausdiener gekehrt. Der Staub, der sich ansammelt, ist sehr groß. Wenn wir in der Früh kommen, müssen wir den Staub von den Tischen abwischen.

Wir haben jetzt einen neuen Werkführer. Ueber den kann ich noch nichts sagen. Aber bei dem früheren Werkführer ist es auch vorgekommen, daß eine Arbeiterin mehr gegolten hat als die andere. Unfälle, meist Verletzungen an den Fingern, kommen bei der Heftmaschine vor. Ich bin in der Ver­sicherung. Abzüge werden keine vorgenommen.

Veith: Mir ist bekannt, daß speciell in Ihrem Geschäfte wohl ein Wochenlohn existirt, daß man aber eine bestimmte Anzahl Bogen falzen muß, um diesen Wochenlohn zu bekommen. Wenn es aber mehr Bogen sind, so bekommen Sie wieder mehr Lohn. Exp. dir. 7: Ja.

Veith: Wie viele tausend Bogen müssen Sie falzen, um sl. 4 zu bekommen? Exp. Nr. 7: Für tausend Bogen bekommen wir 26.kr. Wenn eine Arbeiterin so viel Bogen salzt, daß sie sl. 4 bekommt, so erhält sie 50 kr. Prämie.

Exp. Nr. 8 iüber Befragen des Vorsitzenden»: Ich bin seit einem Jahre in einem kleinen Betriebe. Tort sind nur drei Personen, ein Lehrjunge, ein Arbeiter und ich. Im Sommer ist der Arbeiter wegen der schlechten Arbeitszeit ausgetreten. Wir haben ausschließlich Kundenarbeit. Im Sommer ist die Arbeit weniger, im Winter muß man Ueberstunden machen. Es ist im Sommer, obwohl wenig zu thun war, doch der Wochen­lohn von fl. 4'50 ausbezahlt worden; dafür haben wir auch im Winter für die Ueberstunden nicht mehr bekommen. Das ist ein fester Wochenlohn. Ueberstunden mußten den ganzen Winter, von Weihnachten bis Ostern, gemacht