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Vorsitzende: Wie sind die Wohnungen der Arbeiterinnen? Exp. Nr. 23: Die Arbeiterinnen sind meistens außer Haus. Exp. Nr. 21: In kleineren Geschäften haben die Arbeiterinnen auch Wohnung. Da sind die Schlafstellen sehr schlecht.

Exp. Nr. 23 (über Befragen der Vorsitzenden): Die Werkzeuge muß man sich selbst kaufen. Geschenke für Vorarbeiterinnen oder Unternehmer sind nicht vorgekommen. Wenn eine Arbeiterin die Kost hat, so weiß ich nicht, wie diese beschaffen ist. Die Arbeiterin, die außer Hause gegessen hat, bat nach ihren Verhältnissen gegessen. Ich bin damals in's Gasthaus ge­gangen und habe Suppe, Fleisch und Gemüse gegessen, ob die anderen haben Fleisch essen können, weiß ich nicht. In der großen Fabrik haben wir im ersten Stock gearbeitet. Die Fenster gehen aus die Gasse. Es waren acht oder zehn Fenster. Es arbeiten 60 bis 70 Personen. Eine Ventilation gibt es überhaupt nicht. Da sind nur die Fenster aufgemacht worden,. und zwar einen halben Tag auf der einen und einen halben Tag aus der anderen Seite des Saales, weil es durch die Bretterwand gezogen hat. Die Wände sind zu den Feiertagen abgekehrt worden. Der Fußboden wurde meistens zu den hohen Feiertagen, Ostern, Weihnachten, gerieben. Bei uns sind alle Arbeiterinnen zum Essen gegangen. In anderen Geschäften haben sie im Arbeitszimmer gegessen. Wenn die Arbeiterinnen wenig verdient haben, haben sie auch wenig gegessen. Manche kaufen sich überhaupt nur eine Mehlspeise oder Gemüse. Rindfleisch können sich die, die nur st. 5,. 6 ver­dienen, nicht kaufen. Die Mehrzahl kann Mittag kein Fleisch essen. Exp. Nr. 24: Ich war einige Male zu Mittag in dieser Fabrik. Da sind einige Arbeiterinnen auf der Stiege gestanden und haben Kirschen gegessen oder um 5 kr. Wurst und Brot.

Herrdegen: Wissen Sie, Frau Exp. Nr. 23, ob die Lehr­mädchen, die 70 kr. bekommen, auch die Kost erhalten? Exp. Nr. 23: Wo ich war, hat kein Lehrmädchen 70 kr. bekommen, sondern sl. 1'50, die haben aber zu Hause gewohnt.

Engel: Sie waren auch Lehrmädchen. Wie sind Sie behandelt worden ? Exp. Nr. 23: Ich habe es sehr gut gehabt. Ich habe die Kost im Hause und fl. 3 monatlich bekommen. Ich habe zwei Jahre gelernt.

Engel: Sind Sie während der Lehrzeit zu anderen Verrichtungen verhalten worden? Exp. Nr. 23 : Die Lehrmädchen müssen Verschiedenes machen. Sie haben aber Gelegenheit, Alles zu lernen, damit sie später von Allem einen Begriff haben.

Engel: Haben Sie sich gleich nach der Lehrzeit etwas verdient? Exp. Nr. 23: Ja.

Dr. Adler: Eine Arbeiterin, die um 7 Uhr aus dem Geschäft geht, sich Arbeit mit nach Hause nimmt und bis 1 oder 2 Uhr arbeitet, muß doch bei Nacht Hunger bekommen. Was meinen Sie, was die znm Nacht­mahl gegessen hat? Exp. Nr. 21: Wenn eine bei den Eltern ist, so hat sie eine ordentliche Kost, ist sie aber selbstständig, so wird sie sich, wenn sie sich eine Arbeit nach Hause nimmt, doch immer ein ordentliches Nachtmahl verdienen, vielleicht um 15 kr. Wurst, Bier und Brot oder ein Gollasch.

Dr. Adler: Und wenn es dazu nicht langt, was ißt man da? Exp. Nr. 21 : Tann müssen sie mit einem Butterbrot zufrieden sein.

Exp. Nr. 23 «über Befragen der Vorsitzenden) : In den kleineren Geschäften stehen meistens Frauen, in den größeren Männer an der Spitze.

Vors itzende: Verlangen die Herren von den Arbeiterinnen etwas Unrechtes? Kommt das vor ? Exp. Nr. 23: Mir ist nichts vorgekommen.

Vorsitzende: Ist die Mehrzahl der Arbeiterinnen ledig? Exp. Nr. 23 : Ja.

Vorsitzende: Haben Sie eine Organisation ? Exp. Nr. 23: Nein.