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verkauft. Würde er es nicht einer Arbeiterin verkaufen, fo würde er dafür nur 5 kr. per Kilo bekommen.
Vorsitzender: Ist sie denn gezwungen, das Alles beim Unternehmer selbst zu kaufen? — Exp. U: Wenn sie wo anders kaufen würde, fo könnte sie Gefahr laufen, entlassen zu werden.
Dr. Schüller: Ist das in allen Betrieben? — Exp. 6 : In den meisten größeren.
W i t t e l s h ö f e r: Wie viel macht das in der Woche aus? — Exp. L: Gleich in der ersten Woche hat die Arbeiterin fl. 30 bis 35 Schulden beim Herrn. Da werden ihr jede Woche fl. 3 bis 4 von: Lohn abgezogen, und wenn die Schulden dadurch nicht ganz abgetragen werden, so muß sie schließlich eine ganze Woche umsonst arbeiten.
Dr. Schiff: Die Arbeiterin muß sich einen Schleifstein kaufen. Ist sie denn so lange bei der Arbeit beschäftigt, daß sie den Schleifstein wirklich ausnützt? Was geschieht, wenn sie nach acht Tagen weggeht und der Schleifstein ist noch brauchbar? — Exp. L: Dann ist der Fabrikant so gnädig, ihn um die Hälfte des Preises zurückzukaufen, oder sie kann ihn mitnehmen. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Beim Galvanisiren müssen die Frauen das Reinigen besorgen. Dies geschieht in Kalkwasser. Vorerst muß der Gegenstand in Benzin gelegt werden. Da müssen Schutzvorrichtungen angebracht werden, aber nicht zum Schutze der Arbeiterinnen, sondern des Benzins, welches sonst verräuchert, dann kommt der Gegenstand in Kalkwasser, da springt die Haut sehr oft auf, so daß manchmal, wenn die Arbeiterin in die rauhe Lust hinauskommt, das Blut hervordringt. Wenn eine länger dabei ist, so gibt sich das mit der Zeit, aber viele Arbeiterinnen müssen zurückgestellt werden, weil sie in Folge des Arbeitens im Kalkwasser einen Ausschlag bekommen. Hierauf kommt der Gegenstand in's Bad. Da werden sogenannte Däumlinge an den Fingern aufgestülpt, als Schutzvorrichtungen, damit die Finger geschützt sind. Häufig werden aber diese Däumlinge nicht angewendet, weil sie dem Unternehmer zu viel kosten. Es könnten hiezu zwar Arbeiter mit rauheren Händen, z. V. Schlosser, genommen werden, aber diese würden mit der Zeit auch feinere Hände bekommen, und deshalb nimmt man gleich lieber Frauen dazu. Es entstehen durch die Säuren verschiedene Krankheiten.
Expertin Nr. 24 (über Befragen seitens des Vorsitzenden): Ich bin als Glänzerin 12 Jahre im Betriebe, und zwar immer beim Glänzen und Schleifen. Ich habe im Jahre 1882 im Alter von 11 Jahren zu arbeiten angefangen. Mein Vater war dazu gezwungen, mich in diese Arbeit zu geben, und man hat mich angenommen. Damals war noch keine Lehrzeit, es wurde nach Stück gezahlt, und ich habe in der Woche über fl. 2 verdient. Die Arbeitszeit war von 7 bis 6 Uhr. Jetzt bin ich seit Dienstag vacirend. Das letzte Geschäft, wo ich war, im VII. Bezirke, war ein Kleinbetrieb. Vorher war ich bis October in einer großen Fabrik, dort waren 216 Personen, von welchen beiläufig die Hälfte Männer und die Hälfte Frauen waren. Es kommt dies daher, weil dort sehr viel Gürtler und Bronzearbeiter sind. Wir hatten das ganze Jahr Beschäftigung. Wenn die Saison vorüber war, wurde auf's Lager gearbeitet. Von einem großen Verdienst ist dort keine Rede. Der Herr behauptet zwar, seine Leute verdienen sich sehr viel. Wenn aber Eine fl. 7 bis 8 Lohn hatte, so hat sie in Wirklichkeit nur fl. 3 bis 4 bekommen, das Uebrige wurde ihr für das Material abgezogen. Es wurden dort Kirchenleuchter, Kirchenluster, Suppen- und Kaffeeschalen, Theeservices u. s. w. erzeugt. Es ist das ein sehr umfangreicher Betrieb, in dem Alles producirt wird. Es wird dort versilbert, galvanisirt. Es sind dort Dampfmaschinen aufgestellt. Arbeit wird keine nach Hause gegeben, weil ja zur Arbeit der Dampfbetrieb nothwendig ist. Die Arbeiterinnen stammen meist aus Arbeiterkreisen. — Die Lehrmädchen bekommen jetzt pro
Frauen-Enqnöte. 6