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Da wird der Gegenstand in einen Trog mit Petroleum hineingelegt, damit sich der Schmutz loslöst, und mit einer Handbürste abgebürstet? Hierauf kommt der Gegenstand in die Sägespäne und wird, wenn er glatt ist, mit der Hand, wenn er verschnörkelt ist, mit der Bürste durchgearbeitet. Tann kommt der Gegenstand wieder aus eine Scheibe und wird mit Kalk oder mit Rouge abgestaubt. Rouge sind Eisenseilspäue, die in Schwefelsäure ge­geben werden, bis sie grünspanhältig sind, und dann pulverisirt werden. Das wird dann gewöhnlich in Stangenform gepreßt und an den Gegen­stand angehalten, damit der Hauch, der demselben vom Petroleum anhaftet, verschwindet. Während dieses Processes zerstäuben diese Stangen. Dahaben wir auch keine Schutzvorrichtungen.

Vorsitzender: Ist das sehr gesundheitsschädlich? Exp. L: Das weiß ich nicht. Experte Herr B eer: Ich weiß, daß in Schleifereien das Schleifen von Gegenständen aus Sätteln verrichtet wird, aus denen man reitet. Sind da auch Frauen beschäftigt? Exp. 8: Ja wohl, in den Messerschleifereien, auf den groben Schleifsteinen. Vor den Knieen haben die Frauen ein Brett, unter welchem ein Messer sich befindet. Und da be­wegen sie die Kniee hin und her und drücken damit den Gegenstand zwischen den Knieen an den Schleifstein an, und so wird er geschliffen, und zwar trocken. Bei manchen Gegenständen könnte auch naß geschliffen werden. In Deutschland ist es eingeführt, daß trocken nicht geschlissen werden darf. In den Löffelschleifereien müssen Frauen das Schleifen selbst besorgen. Hiebei entwickelt sich sehr viel Metallstaub, besonders beim Zinnstahlguß. Hier werden die Gegenstände erst polirt, dann geglänzt, und im Uebrigen verläuft der Proceß, wie ich ihn früher beschrieben habe. Ich mnß bemerken, daß die Frauen nur bei der Löffelschleiferei allgemein zum Schleifen verwendet werden.

W i t t e l s h ö s e r: Warum gerade bei der Löffelschleiferei? Exp. U: Weil es sich um einen Massenartikel handelt, während in an­deren Schleifereien jeden Augenblick andere Gegenstände geschliffen werden.

Wittelshöfer: Wie wird das Princip der Arbeitstheilung in An­wendung gebracht? Exp. ö: Hauptsächlich in größeren Etablissements, indem Einer Löffel, der Andere Gabeln, der Tritte Messer bekommt, aber -das Schleifen, Poliren und Bürsten macht immer Einer und derselbe, nament­lich dort, wo der Arbeiter^ die Werkzeuge vom Fabrikanten selbst kaufen mnß und dieser dabei großen Nutzen zieht. Mancher Fabrikant nimmt dabei Wucherzinsen ein.

Bardors: Was für ein Werkzeug muß sich die Arbeiterin selbst anschaffen? Exp. L: Zunächst muß sie für eine Holzscheibe 85 kr. zahlen. Bei kleinen Unternehmern muß sie das nicht kaufen. Die Scheibe kostet dem Herrn selbst 28, manchmal 24 kr. Ferner muß sie für Riemen 65 bis 75 kr. zahlen, während der Herr für dieselben nur 25, höchstens 80 bis 85 kr. zahlt. Ferner muß sie für Lehn:, der 28 kr. per Kilo kostet, 54 kr. zahlen, für den Schmirgel, der 18 kr. kostet, 88 kr. Da nimmt er sich also über 100 Percent. Der Polirschmirgel kostet 28 kr., sie muß 86 kr. zahlen. Da begnügt sich der Herr mit 25 Percent. Die Tuchscheibe muß sie um sl. 1-28, selbst um fl. 1-40 kaufen, er selbst bezieht dieselbe um 75 kr. Bezüglich der Beschlageisen aus den Tuchscheiben kann ich den Preis nicht genau angeben. Hiebei werden auch Nägel verwendet, und da haben die Arbeiter aus die Idee kommen müssen, die Spitzen derselben abzuzwicken. Auch Schrauben werden verwendet, deren Enden vorstehen, so daß die Finger gefährdet sind. Ferner braucht die Arbeiterin Kalk. Der Herr verkauft ein kleines Stöpserl Kalk um 6 kr., während ein ganzes Kilo, welches sechs bis sieben solche Stöpserl enthält, im Laboratorium 10 kr. kostet. Das Papier zu den Suzerln, die Abfälle von Tuch werden um 38 oder 40 kr. vom Herrn den Arbeiterinnen