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sehr verschieden. Die Männer sind Schleifer, die Frauen Glänzerinnen. In der großen Fabrik waren viele Strafen eingeführt. Wer fünf Almuten nach 7 Uhr in's Geschäft kam, mußte l0 kr., wer etwas später kam, 50 kr. zahlen. Wir mußten auch Fenster putzen. Da wir das untertags nicht thun konnten, weil es unser Schaden gewesen wäre, so haben wir gewöhnlich das zu Mittag gemacht. Hat Jemand ein Fenster zerbrochen, so mußte er dasselbe bezahlen und außerdem 20 kr. Strafe zahlen. Diese Abzüge sind in eine Casse gekommen, aber was damit geschehen ist, weiß ich nicht. Nur in einem Fall, als im September oder October ein Werkführer starb, wurde ein Kranz von diesem Geld gezahlt; ob dieser aber so viel hundert Gülden gekostet hat, wie viel in der Casse gewesen sind, weiß ich nicht. Ich kann nicht angeben, ob diese Gelder in die Krankenkasse abgeführt wurden. Wir gehören der allgemeinen Krankencasse an. Wir hatten eine Fabriksordnung, diese war aber hübsch oben aufgehängt, so daß man sie nicht lesen konnte.
Vorsitzender: Ist es nie Jemandem eingefallen, hinaufzusteigen, um sie zu lesen? — Exp. Nr. 24: Das weiß ich nicht.
Dr. Verkauf: Die Firma gehört auch der allgemeinen Krankencasse an? — Exp. Nr. 24: Ja wohl.
Dr. Verkauf: Dann kann ja festgestellt werden, ob die Strafgelder an die Krankencasse abgeführt werden. — Exp. L: Ein Arbeiter hat einmal gefragt, wohin die Gelder kommen, und da ist er im Zusammenhange damit entlassen worden. Man sagte ihm, einen solchen Stänkerer brauche man nicht.
Dr. Schiff: Gibt es noch andere Strafgelder? — Exp. Nr. 24: Wenn man mit einer anderen Arbeiterin geplaudert und sich dadurch bei der Arbeit aufgehalten hat — und das war ja doch nur der Schaden der betreffenden Arbeiterin — so mußte man 20 kr. Strafe zahlen. Es war dem Herrn nämlich um den Dampf leid.
Wittelshöfer: Kam: durch eine Arbeiterin auch etwas verdorben werden? — Exp. Nr. 24: Es ist nicht nur mir, sondern auch meiner Schwester passirt. Diese hat bei einem Besteck die Herzeln, die vorne als Verzierung waren, mit ausgebürstet. Für diese Partie hätte sie fl. 3 Lohn bezahlt bekommen sollen, aber dies wurde ihr nicht bezahlt. Die betreffenden Löffel dürsten als Ausschuß verkauft worden sein.
->>>-. Ich möchte ersuchen, die Expertin zu fragen, ob ihr nicht
Falle bekannt sind, wo die Arbeiter unter einander handgemein geworden
sind, und wie da der Unternehmer wieder Capital daraus geschlagen hat.
Exp. Nr. 24: Es ist in dieser Fabrik so: Wenn man sich nicht mit Jedem abgibt und ihn an sich heranläßt, so wird man beschimpft. Weil ich mich mit einem Arbeiter nicht abgegeben habe, so hat er mich beschimpft und bei den Haaren gepackt. Darauf bin ich zum Herrn gegangen, und dieser sagte: „Ihr kriegt's halt Jedes 50 kr. Strafe, und wenn Euch das nicht recht ist, könnt Ihr gehen." (Ueber Befragen seitens des Vorsitzenden.) Wir
arbeiten von 7 bis 6 Uhr, im Ganzen 9'/? Stunden, weil die Mittags
pause eine Stunde und die Frühstücks- und Jansenpause je eine Viertelstunde betragen. Nachtarbeit ist keine, an Sonntagen wird nicht gearbeitet, an Feiertagen bis 12 Uhr, wo der Lohn im Accord gerade so berechnet wird wie sonst. In dem Kleinbetriebe, in welchem ich war, war keine Frühstückspause, dort haben wir volle zehn Stunden gearbeitet. In der Fabrik war keine bestimmte Kündigungsfrist. Wir konnten aufhören, wann wir wollten, aber die Arbeit mußte fertig sein, bevor Eine wegging. Ebenso war es im Kleinbetriebe.
Dr. Verkauf: Laufen die Maschinen während der Frühstücks- und Jansenpause weiter fort? — Exp. Nr. 24: Ja.
Dr. Verkauf: Dann ist dort keine eigentliche Pause? — Expertin Nr. 24: Es ist abgepfiffen worden, aber man hat dabei bleiben müssen.
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