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(Ueber Befragen seitens des Vorsitzenden.) Zur Frühstücks- und Jausenpanse konnte man sich nicht waschen, man mußt? sich die schwarzen Hände in Sägespänen abwischen. Das Frühstück besteht aus Brot und mitgebrachtem Kaffee, der nur im Winter gewärmt werden kann. Man ist gegen Ruß und Staub nur auf dem Kopf durch ein Tuch geschützt. Gesicht und Hände sind ganz schwarz.
Dr. Verkauf: Können Sie die Pause bon Stunde voll ausnützen? — Exp. Nr. 24: Beim Accord wäre dies mein eigener Schaden. (Ueber weiteres Befragen.) Es gibt Einige, die im Hause des Fabrikanten wohnen, aber nicht in seinem eigenen Hauswesen, sondern es ist ein gewöhnliches Miethsverhältniß. Wenn sie nicht zahlen, werden sie delogirt, können aber trotzdem dort weiter arbeiten. (Ueber Befragen seitens des Vorsitzenden.) Ich wohne ganz allein, hahe ein Cabinet bei einer Arbeiterin, für welches ich sl. 4 bezahle. Zu Mittag esse ich im Arbeitslocale selbst. Zum Nachtmahl esse ich eine Wurst vom Greißler oder Kaffee. Fleisch ist bei uns Nebensache, das können wir nicht erschwingen. In dem Arbeitslocale ist die Luft mit lauter Staub erfüllt, es ist dumpfig, aber ausmachen kann man nicht, weil die Arbeiterinnen sagen, es zieht. Es ist keine Ventilation. Zu Mittag wird entweder eine Zuspeise vom Wirthshaus oder eine Wurst vom Greißler geholt, was 10 bis 12 kr. kostet, und das wäre noch zu viel, wenn man sich jeden Tag das leisten würde. Ich habe auch Sonntag außerdem noch eine Mehlspeise. Fleisch würde ich mir gerne kaufen, aber ich habe kein Geld. Als Vorgesetzten haben wir einen Werkführer. Der Werkführer in der Fabrik hat ein Branntweingeschäft. Wenn einer von uns Namenstag hatte und wir wollten ihm Freude machen, so haben wir ihm Branntwein gekauft. Bier dursten wir uns keines hinnehmen, wohl aber Branntwein, weil die Frau des Geschäftsführers ein Branntweingeschäft hatte. Der Werkführer bringt ihn selbst mit, wenn ihn Jemand bestellt. — Exp. 8: Ich möchte bemerken, daß es dort strengstens verboten ist, geistige Getränke im Arbeitslocale zu trinken. Der Werkführer hat sich aber selbst dazu angetragen, daß er den Branntwein hineinbringt. — Exp. Nr. 24 (über weiteres Befragen): Als Waschvorrichtungen dienen Schaffeln; Seife und Handtücher muß man sich selbst mitbringen. In der Fabrik war ein blechernes Lavoir für sechs Personen. Das Wasser mußte man vom Brunnen holen. Es haben sich alle sechs Personen in einem Wasser gewaschen, und zwar gewöhnlich vor dem Essen.
Bardorf: Haben Sie sich nur die Hände gewaschen und nicht auch das Gesicht? — Exp. Nr. 24: Zu Mittag können wir uns das Gesicht nicht waschen, weil da nur ein Lavoir für alle Personen in's Local kommt, das heißt in jede Abtheilung kommt ein Lavoir, also z. B. zu uns in die Schleiferei, wo über 30 Personen waren, kam zu Mittag ein Lavoir. (Ueber weiteres Befragen.) Das Arbeitslocal war im Parterre. Die Gürtler und Bronzearbeiter sind im ersten Stock. — Exp. 8: Ich möchte bemerken, daß sonst nicht alle Maschinenräume im Parterre zu sein Pflegen, nur dort war es so, denn das ist eine Hütte und kein Fabriksgebäude. Schleifereien sind meistens im ersten und zweiten Stocke, denn nur dadurch kann durch Uebersetzungen die nöthige Tourenzahl herausgebracht werden. — Expertin Nr. 24 (über Befragen des Vorsitzenden): Der Raum, in welchem ich war, hatte 7 Fenster und es waren 30 Personen im Vocale. Plafond war keiner, sondern nur ein Dachstnhl, Ventilation war auch keine, er hat aber zwei Sberfenster machen lassen. — Exp. 8: Hiezu hat sich die Firma erst dann bemüssigt gesehen, nachdem ein von ihr entlassener Arbeiter die Anzeige bei der Behörde gemacht hat. Denn früher hat es hineingeregnet und im Winter hineingeschneit. Dies kann die Frau Expertin bestätigen. — Expertin Nr. 24: Ja, es ist rundherum das Wasser hineingelaufen. Wenn das Wasser dem Messing geschadet hat, so mußte es wieder abgeglänzt werden, was