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Vorsitzender: Welcher Schmutz ist daran? Exp. Nr. 38: Alle Gattungen von Schmutz: Erde, Leibschmutz: wir bekommen auch Hadern von den Miststätten. Wir haben aber meist Landwaare. Hadern aus Spitälern kommen selten vor. Erkrankungen durch die Hadern sind, so viel ich weiß, nicht vorgekommen, wohl aber vielfach Erkrankungen in Folge von Zug­luft. Es wird bei uus sehr viel gehustet und es sind die meisten Arbeiterinnen lungenkrank. Exp. Nr. 37 : Der Raum, in welchem wir essen, hat zwei kleine Guckerln; es war nämlich früher ein Stall.

Vorsitzender: Wie groß ist der Raum? Exp. Nr. 37: Für vier Pferde. Es essen darin 12 bis 13 Personen, die anderen gehen nach Hause. Gereinigt wird nie. Einmal hat eine Frau reinigen wollen, und wie es der Herr gehört hat, hat er sie sofort entlassen wollen.

Vorsitzender: Warum? Exp. Nr. 37: Sie hat nämlich während der Arbeitszeit reinigen wollen. Er hat gesagt, das sollen wir unter der Mittagspause thun.

Vorsitzender: Werden die Wände geweißt? Exp. Nr. 37 : Wo wir essen, ist geweißt. In dem Sortirsaal wird aber nie gereinigt. Es wird nur alle Tage in der Früh ausgekehrt, ehe wir in die Arbeit kommen, und beim Auskehren wird gespritzt.

Vorsitzender: Wer muß denn auskehren? Exp. Nr. 37: Arbeiterinnen.

Vorsitzender: Werden sie dafür bezahlt? Exp. Nr. 37: Nein. Sie wechseln ab, jeden Tag kehrt eine andere. Der Fußboden ist aus Brettern. Die Fenster müssen wir selbst putzen, und zwar während der Arbeitspause.

Herrdegen: Ist zu Ihrer Arbeit eine besondere Befähigung noth­wendig? Exp. Nr. 37: Man muß eingearbeitet sein. Lehrmädchen gibt es nicht. Die Anfängerinnen müssen zuerst Körbe austragen, die Waare in die Körbe hineingeben, und erst später lernen sie das Sortiren. Sie bekommen 70, 73 und 80 kr. pro Tag. Es sind dies lauter Erwachsene; einige sind schon 30 Jahre alt. Sie müssen den ganzen Tag stehen. (Aus Befragen.) Wir sind bei der Bezirks-Krankencasse und bekommen 48 kr. pro Tag. Ich glaube, daß Alle angemeldet sind. Es werden uns 50 kr. hiefür abgezogen. Eigentlich sollten wir nur 40 kr. zahlen, aber der Herr zieht immer 50 kr. ab. Bei der Unfallversicherung sind wir seit einem Jahre. Wir zahlen hiefür 7 kr. im Monat. Unfälle sind schon vor­gekommen, besonders beim Tragen der Säcke, wo man sich mit den Haken verletzt.

Herrdegen: Ist es nicht möglich, daß vier Personen diese Säcke tragen? Exp. Nr. 37 : Das wäre ungeschickt.

Dr. Maresch: Kleiden Sie sich zur Arbeit um? Exp. Nr. 37 : Wenn es draußen licht ist, ja, im Winter nicht; wir nehmen dann während der Arbeit einen Zwilchmantel.

Vorsitzender: Haben Sie Gelegenheit sich zu waschen ? Expertin Nr. 37 : Dazu haben wir keine Zeit. Die Frühstückspause, welche 15 Minuten dauern sollte, dauert nur 10 Minuten, und da haben wir nicht einmal Zeit, die Hände zu waschen. Im Arbeiterzimmer befindet sich zwar eine Wasser­leitung, aber keine Handtücher und auch keine Seife. Wir müssen uns die Seife selbst kaufen, oder wir nehmen einen Fetzen zum Abwischen. Zum Waschen haben wir einen Waschtrog, zu dem vier Pipen von der Wasser­leitung sind.

Dr. Maresch: Haben Sie einen Werkmeister, und haben Sie sich über denselben zu beklagen? Exp. Nr. 37 : Genug. Alle Namen, die er weiß, gibt er uns. Wenn man nicht eine Arbeit macht, bevor er sie anschafft, so heißt er Einen schon ein Rindvieh und alles Mögliche. Ohrfeigen hat er auch schon angetragen.