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Dr. Maresch: Unsittlichkeiten kommen nicht vor? Exp. Nr. 37: 9lein. Exp. Nr. 38 (über Befragen seitens des Borsitzenden): Ich bin in demselben Betriebe, und zwar seit 22 Jahren. Ich habe dieselbe Arbeit. Als ich eintrat, bekam ich fl. 5 und es hat über ein Jahr gedauert, bis ich fl. 6 bekomme» habe. Jetzt bleibt es bei sl. 6. Manchmal bekomme ich in der Woche 20 bis 80 kr. mehr; aber da muß ich mich sehr viel plagen. Es sind mir auch schon Abzüge gemacht worden. Wenn man sich nur bei der Arbeit einmal umschaut, so wird man schon bestraft, indem eine halbe Stunde abgezogen wird. Exp. Nr. 30: Ich bin in einem größeren Betriebe, wo etwa 100 Leute beschäftigt sind. Ich bin seit zehn Jahren dort, zwei Jahre war ich in einem anderen Geschäfte. Ich bin iu dieses Geschäft durch Aufrage gekommen. Es sind 14 Männer beschäftigt, die übrigen Personen sind Frauen. Die Arbeiterinnen sind nur Arbeiterkinder. Wir haben fl. 6'50 pro Woche; für die Stunde 10 kr. Ueberstnnden machen wir nicht; auch gibt es keinen Accordlohn. Die Arbeit dauert das ganze Jahr gleichmäßig fort. Bei uns kommen nur Abfälle von neuem Tuch und Schafwolle vor. Die Arbeit ist schwerer als die der anderen Expertinnen, weil wir 40 bis 42 Sorten haben; sie strengt viel mehr an. Wir bekommen die Waare sowohl von hiesigen Schneidern wie auch vom Auslande. Es ist in der Waare sehr viel Staub. Den Lohn von fl. 0 50 haben wir seit zwei Jahren; früher haben wir fl. 6 bekommen. Wir haben nämlich gesagt, daß uns fl. 6 zu wenig sind, und so hat uns der Herr 50 kr. daraufgegeben. Die Männer haben fl. 8, 0, 10, höchstens fl. 12. Auch die Männer müssen sich sehr plagen. Dieselben müssen abtragen und beim Aufzuge hantiren. Abzüge und Strafen 'kommen nicht vor. Wir haben eine Arbeitszeit von halb 7 bis halb 7, sie wird aber nicht eingehalten, meist wird es V-»7 oder auch 7 Uhr Abends, bis wir weggehen können. Zu Mittag haben wir eine Stunde; zum Frühstück und zur Jause je 20 Minuten. Zum Frühstücken haben wir ein eigenes Zimmer, welches ganz abgesondert ist und wohin kein Staub gelangen kann. An Sonntagen wird nicht gearbeitet. Wenn wir an Feiertagen arbeiten sollen, muß uns der Herr ersuchen. Dann arbeiten wir bis 3 Uhr, bekommen aber den ganzen Tag bezahlt. Eine Kündigungs­frist haben wir nicht.

Vorsitz e n der: Steht das in der Arbeitsordnung ? Exp. Nr. 39: Das weiß ich nicht; wenn man eintritt, wird Einem nichts davon gesagt.

W i t t e l s h ö f e r: Kommt ein Wechsel häufig vor? Exp. Nr. 38: Es ist sehr starker Wechsel. Gestern erst wurden Zwei weggegeben und beschimpft. Die Eine war krank, und da hat der Herr ihr gesagt:Sie können in den Prater gehen; dort werden sie bessere Geschäfte machen als bei uns."

Dr. Ranchberg: Woher wird Ersatz beschafft? Exp. Nr. 39: Die Leute fragen sich an.

Dr. Marefch : Sind im Allgemeinen jüngere oder ältere Arbeiterinnen dort? Exp. Nr. 39: Mehr ältere. Es sind dort Arbeiterinnen, die 25 bis 30 Jahre beschäftigt sind. Es find viele Mädchen aus der Provinz. Auch viele, die aus Fabriken zu uns kommen.

V o rfitzender: Gibt es auch solche, die weglaufen, wenn es ihnen nicht gefällt? Exp. Nr. 39: Wenn sie zu stark sekirt werden, müssen sie weggehen. Geschenke an Vorgesetzte kommen nicht vor.

Vorsitzender: Haben Sie einen Werkführer? Exp. Nr. 39: Ja, der ist sehr schlimm. Er schimpft, das ist gar nicht zu sagen; er gibt den Frauen Bezeichnungen, die ihnen gar nicht gebühren.

Vorsitzender: Ist er auch gegenüber den Mädchen zudringlich? Exp. Nr. 39 schweigt.

Vorsitzender.- Was essen Sie? Exp. Nr. 39: Zum Frühstück Kaffee, zum Gabelfrühstück Speck, zu Mittag gehe ich nach Hause. Ich hole das Essen vom Wirthshause, und zwar Suppe und Gemüse. Ich habe zwei