uns immer mehr Ausstellungen gemacht. Das Geschäft geht schlechter; mau läßt uns aber nicht die Arbeit einstellen, sondern nur sehr lange warten. Daß Hülsen verloren gehen, kommt nicht vor, jede gibt sehr genau Obacht. Meine' Lieferungstage sind Montag und Donnerstag. Vor dem Liefernngs- tage muß ich die ganze Nacht arbeiten.

Ich bin bei der allgemeinen Krankenkasse schon seit langer Zeit versichert und auch alle Anderen, die außerHaus arbeiten. Es werden uns 17 kr. vomLohn abgezogen. Vor Kurzem hatte ich einige Zeit ausgesetzt. Wie ich wieder zu arbeiten angefangen habe, habe ich fl. 2'10 verdient. Davon wurden mir die rückständigen Beiträge zur Krankenkasse in der Höhe von 76 kr. ab­gezogen, so daß ich nur fl. 1'34 bekommen habe. Bis vorigen Monat haben wir nur 13 kr. Krankengeld gezahlt, jetzt müssen wir 17 kr. zahlen. Die Arbeiterinnen außer Hans verdienen sich alle ziemlich gleich viel. fl. 2'80 in der Woche ist das Höchste, da muß sie 8000 Stück abliefern. Nachdem ich an 1000 Stück 5 bis 6 Stunden arbeite, sind das 40 bis 48 Stunden in der Woche. Der Kleister und die Werkzeuge werden von der Fabrik beigestellt. (Ueber weiteres Befragen.) Mein Mann ist Fabriksarbeiter und verdient fl. 8. Wir haben Zimmer, Küche und Cabinet. Das Cabinet ist vermiethet, wir bekommen dafür st. 4. Es wohnen darin zwei alte Leute, ein Mann und eine Fran. Wir zahlen für die Wohnung st. 12'30. In der Frühe trinken wir Kaffee; zu Mittag Erdäpfelsuppe, dann und wann kaufe ich ein Stück Fleisch vom Roßfleischhauer; zu Abend haben wir wieder Kaffee. Wenn ich in der Nacht arbeite, so schneide ich mir höchstens ein Stück Brot ab.

Dr. Riedl: Sie arbeiten doch wöchentlich höchstens 48 Stunden, das sind 7 Stunden täglich. Warum müssen Sie denn bis in die Nacht hinein arbeiten? Exp. Nr. 43: Weil ich auch die häuslichen Arbeiten verrichten muß, waschen, kochen u. s. w., das hält sehr viel auf, außerdem muß ich die Kinder warten, für sie flicken und nähen. /

Dr. Verkauf: Wie weit haben Sie von der Fabrik nach Hause?

Exp. Nr. 43: 20 Minuten muß ich in die Fabrik gehen; zurück eine halbe Stunde, weil es bergauf geht.

Dr. Verkauf: Wie viel Zeit verbringen Sie da im Ganzen, da Sie doch warten müssen? Exp. Nr. 43: Mit dem Warten verlaufen bis vier Stunden, ich brauche also im Ganzen bis fünf Stunden.

Exp. Nr. 44 (über Befragen des Vorsitzenden): Ich verrichte dieselbe Arbeit, wie die Frau Exp. Nr. 43, arbeite auch für denselben Unternehmer und für den gleichen Lohn. Ich habe zwei Kinder von neun und vier Jahren. Ich bin von meinem Mann geschieden und muß allein für die Kinder sorgen. Ich verdiene in der Woche fl. 2'10 und gehe nur einmal abliefern, damit ich nicht sehr viel Zeit versäume.

Vorsitzender: Können Sie denn davon mit Ihren Kindern leben?

Exp. Nr. 44: Ich muß davon leben.

Dr. Riedl: Sind Ihnen Kinder gestorben? Exp. Nr. 43: Ja, eines mit drei Monaten, eines mit 17 Monaten. Exp. Nr. 44: Mir ist ein Kind mit sieben Monaten gestorben. Ich habe auch noch einen Buben aus dem Lande, der sieben Jahre alt ist.

Wittelshöfer (zur Exp. Nr. 43): Könnten Sie nicht auch die Arbeit nur einmal in der Woche abliefern? Exp. Nr. 43: Ich habe darum auch schon gebeten, man hat es mir aber nicht bewilligt.

Dr. Osner (zur Expertin Nr. 44) : Zahlt Ihnen Ihr geschiedener Mann etwas? Exp. Nr. 44: Ich soll in der Woche st. 2 von ihm be­kommen, aber einmal zahlt er es, und zehnmal nicht. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Ich liefere 6000 Stück wöchentlich und muß auch sehr viel warten. Die Arbeit ist nicht das ganze Jahr gleich. Manchmal werden nicht