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kommen das Papier schon nach der Größe geschnitten, wie es der betreffenden Nummer entspricht: Zweier, Dreier, Vierer u. s. w. Die Dreier und Vierer sind schon sehr schwer. Zuerst wird das Papier aufgerieben, dann mit Kleister angestrichen; dann picken wir eineHülse nach der anderen aus einem Messing­stock zusammen, welcher in die Hülsen hineingesteckt wird. Tann machen wir die Mundstücke. Sie werden auch zuerst aufgerieben, zusammengewuzelt und dann werden die Hülsen auf das Mundstück aufgesteckt. Wir bekommen für das Tausend 35 kr. Ich beschäftige mich mit dieser Arbeit seit drei Jahren. Früher habe ich bei den Bücheln gearbeitet. Da ich aber Kinder habe und zu Hause sein muß, so habe ich jetzt diese Arbeit übernommen.

Zu einem Tausend brauchen wir 5 bis 6 Stunden. Wenn ich meine häuslichen Arbeiten verrichtet habe, arbeite ich oft bis 12 Uhr Nachts, manchmal die ganze Nacht, z. B. heute, wo ich Zeit versäumt habe. Ich habe zwei Kinder, eines mit 9, das andere mit 2Vr Jahren. Das letztere ist krank. Beim Abliefern und Holen der Arbeit verlieren wir sehr viel Zeit. Wenn wir in der Früh abliefern kommen, so wird von den Schachteln eine ausgesucht und ganz ausgeleert. Früher hat man uns für jede offene Hülse 5 kr. abgezogen, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Sie nehmen jetzt die Hülse und drücken sie zusammen, damit das Mundstück herausfällt, wenn es nicht gut befestigt ist. Die gute Hülse wird wieder in die Schachtel gelegt, die schlechte wird auf die Schachtel darauf gelegt. Dann müssen wir vielleicht eine Stunde warten, bis der Werksührer kommt, der manchmal sagt: Es solle noch eine zweite Schachtel ausgesucht werden. Wir müssen ferner die Hülsen zu viert zusammenlegen und über den Tisch hinunterlaufen lassen, damit man sieht, welche fest sind. Nun ist aber das Papier oft sehr schlecht. Manchmal ist es wie Zeitungspapier, manchmal sehr spröde. Tann wird die Hülse nicht rund, sondern sie bekommt Ecken und geht nicht aus das Mundstück. Zur Prüfung einer Schachtel braucht man eine Viertelstunde. Wenn nun zehn Frauen zum Abliefern kommen, so muß ich manchmal warten, bis die anderen neun vorüber sind; das dauert oft sehr lange. Ich bin auch schon bis 6 Uhr nicht fertig geworden und habe am nächsten Tage wieder kommen müssen. Jede von uns hat zwei Liesernngstage in der Woche; sie liefert entweder Montag und Donnerstag, oder Dienstag und Freitag, oder Mittwoch und Samstag.

Nach dem Abliefern bekommt man neue Arbeit. Ist der Werkführer schlecht gelaunt, so muß man, nachdem man schon abgeliefert hat, zwei bis drei Stunden auf neue Arbeit und auf das Geld warten. Oft bin ich um 8 Uhr hingegangen, und erst um 12 Uhr hat es geheißen:Holen Sie sich das Geld." Wenn er gut gelaunt ist, dauert es nur kurze Zeit; aber warten müssen wir immer. Am Abend, nach 5 Uhr, darf nicht mehr geliefert werden und auch Vormittags nur bis 11 Uhr. Wenn sie den einen Lieserungstag nicht einhält, so muß sie drei Tage warten, bis zum nächsten Lieferungstag. Es wird beiläufig berechnet, wie viel Hülfen bei tausend Stück zerreißen. Was zerrissen ist, muß man zurückbringen. Neulich hat eine Arbeiterin 20 Hülsen gehabt, welche zerrissen waren. Sie hat vergessen, diese mitzu­bringen, mußte deswegen nach Hanse gehen und zwei Stunden Zeit ver­säumen. Sie wohnt nämlich am Rudolfshügel.

Herrdegen: Wie viel Arbeiterinnen sind dort außer Haus be­schäftigt? Exp. Nr.43: Das weiß ich nicht, jedenfalls sind es sehr viele. Es sind mehr außer Haus wie im Geschäft, wahrscheinlich weit über hundert.

Dr. Ofner: Gibt es auch solche, welche außer Haus arbeiten und sich von einer anderen Arbeiterin bei der Arbeit Helfen lassen? Expertin Nr. 43: Das kommt auch vor; dann zahlt sie der anderen eben so viel, als sie bekommt. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Mein Sohn kann mir bei der Arbeit nicht Helfen. Die Beschäftigung war bis jetzt regelmäßig. Wahrscheinlich wird sie jetzt nicht mehr regelmäßig sein, denn es werden