Wenn das Geschäft flau geht, wird langsamer gearbeitet. Die Arbeiterinnen werden aber trotzdem regelmäßig beschäftigt.
Vorsitzender: Wann ist die Saison? — Exp. Nr. 46: Jetzt, wo die Namenstage kommen. Im Fasching werden nur kleine Manschetten gemacht.
Dr. Schüller: Wie lange wird jetzt in der Saison gearbeitet? — Exp. Nr. 46: Die Arbeitszeit ist lO Stunden. Nur wenn sehr viel Arbeit ist, was aber selten vorkommt, z. B. Mitte Juli, so wird eine oder anderthalb Stunden länger gearbeitet.
Dr. Ofner: Wird auch die Arbeit ganz ausgesetzt? — Exp. Nr. 46: Niemals. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Wir machen auch Buchstaben. Diese werden mit der Stanzmaschine ausgestanzt, und zwar von Männern. Nur zum Einpacken ist ein Mädchen beschäftigt. — Exp. Nr. 47: Ich bin in einem Großbetriebe und zwar in demselben Betriebe wie Exp. Nr. 40. Das Einkleben der Bücheln und das Glänzen wird von den Frauen besorgt. Das Glänzen wird dutzendweise gemacht. Es fährt eine Stange von oben über das Papier und 'macht dasselbe glänzend. Das ist buntes Papier, rothes, gelbes und grünes Papier. Der Bogen wird bei der Maschine geschnitten. Ein junger Bursch von 14 bis 15 Jahren nimmt es von der Maschine herunter. Nachdem es geglänzt ist, wird es sortirt, nach Maß geschnitten und eingepackt. Das machen Alles Mädchen. Je nach der Farbe des Papiers muß die Glänzerin mehr oder weniger nachgeben, daß es nicht zerreißt. Sie wird rießweise gezahlt und kommt nicht höher als sl. 4 bis 5, ausnahmsweise aus sl. 6. Die Bogen werden rießweise abgezählt. Früher wenn eine Arbeiterin viel zerrissen oder wenn sie viel Ausschußwaare gemacht hat, so hat sie Strafe zahlen müssen. Das ist jetzt weggefallen, weil sich der Verein in's Mittel gelegt hat. Die Arbeiterinnen sind nicht beim Verein, weil sie sich fürchten entlassen zu werden. Ich selbst bin beim Verein. Der Herr hat mir schon gedroht, daß er mich entlassen wird, behält mich aber doch. Auf unserer Abtheilung sind 19 Männer und davon sind nur vier beim Verein.
Vorsitzender: Wie sollen denn da die Mädchen Courage haben, wenn die Männer keine haben? — Exp. Nr. 47: Die Mädeln hätten schon Courage, aber die Mannsbilder haben keine. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Wenn eine Arbeiterin so viel gearbeitet hat, daß sie sl. 6 verdient hat, so muß sie bis zur nächsten Woche aussetzen. Der Herr sagt: Ich habe nicht so viel Arbeit. Aber es paßt ihm ganz einfach nicht, mehr zu zahlen.
Witte lshöser: Wird durch Abzählen, welches sie früher erwähnt haben, nicht eine große Zeitversäumniß verursacht? — Exp. Nr. 47: Für das Abzählen sind eigene Leute angestellt, die nach der Woche gezahlt werden. Ueberdies zählt es die Arbeiterin selbst schon während der Arbeit, und da braucht sie sich beim Nachzählen nicht zu kümmern. Die Maschine geht sehr schnell, und die Arbeiterin muß der Maschine nachkommen. Tann und wann springt die Feder, und der Stein haut sie in die Brust oder in den Magen. Die Maschine wird mit Dampf getrieben.
Dr. Riedl: Wie ist das, daß eine Arbeiterin nicht über st. 6 verdienen kann? — Exp. Nr. 47: Wenn sicki eine sl. 6 bis 7 verdient hat, .so gibt der Herr ihr entweder gar keine Arbeit, oder sängt an Abzüge zu machen und zieht ihr bei jeder Gattung Arbeit 1 oder 2 kr. ab.
Schluß der Sitzung 10 Uhr 35 Minuten.